Zeilen Sprung – Das Redaktionsbüro

05042 - 504 008

info@zeilen-sprung.de

„Romeo und Julia“ im Theater Hameln

„Romeo und Julia“ im Theater Hameln

Donnerstag, 13. Februar 2014

An William Shakespeare kommt keiner vorbei. Und an dessen Auseinandersetzung mit Liebe und Tod in „Romeo und Juliet“ schon gar nicht. Autor und Stück stehen Gott sei Dank wieder auf dem Lehrplan, und wenn dann das Hamelner Theater noch das TNT Theatre Britain und die American Drama Group zu einer englischsprachigen Fassung gewinnen kann, ist das ein Glücksfall.

Restlos zufrieden aber darf man sein, wenn das große Haus fast überquillt von erwartungsfreudigen Schülerinnen und Schülern aus nah und fern. Die haben sich im Unterricht durch die „New Penguin Shakespeare“ Ausgabe gequält.

Das hier aber ist echtes Theater, mehr noch, es ist echter Shakespeare. Und der entfaltet, vor allem wenn er wie von Paul Stebbings so Shakespeare-typisch  inszeniert wird, seine ungeheure sprachliche, inhaltliche und elementare Kraft. Die erfasst auch das jugendliche Publikum, das, offensichtlich gut vorbereitet,  trotz englischer Sprache dem Geschehen bis zum tragischen Finale fasziniert folgte.

Stebbings bringt das Stück um Liebe und Tod nicht als krampfhaft bemühte, in die Jetztzeit versetzte Modernisierung auf die Bühne, sondern arbeitet die poetische Seite heraus. Erfrischend minimalistisch das sehr funktionale Bühnenbild, ebenso wie die Sprache von jeglichem romantischen Ballast entrümpelt. Wie die „Balkonszene“ auch ohne große Bühnenaufbauten, dafür aber umso intensiver dargestellt werden kann,  spricht für die Qualität der Inszenierung. Stebbings betont den symbolischen Charakter des Spiels, in dem die Götter, ganz nach dem elisabethanischen Weltbild, den Menschen zu ihrem Spielball machen, seinem Streben nach  Freiheit und Glück ihre Ordnung entgegensetzen. So wird die Liebe zum Fest aber auch zu einer zerstörerischen Macht. Liebe und Tod, Tragödie und Komödie, zwei Seiten einer Medaille.

Die Schauspieler bieten Höchstleistungen in Doppel- und Dreifachrollen: Georgie Ashworth als fragile Juliet, der muskelbepackte Farbige Natey Jones als beeindruckender Romeo, umwerfend zwischen Komik und Trauer pendelnd die Amme Ruth Cataroche. Das Spiel um Liebe und Tod des britischen Altmeisters hat an diesem Abend wieder viele neue Theaterfreunde gewonnen. Was will man mehr.

Weitere Einträge