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„Mindener Stichlinge“ gastieren im Lalu

„Mindener Stichlinge“ gastieren im Lalu

Sonntag, 02. März 2014

WebStich1Ob´s in der Weser wohl Stichlinge gibt? Keine Ahnung. Wenn die „Mindener Stichlinge“ jedenfalls weseraufwärts nach Hameln schwimmen, dann darf sich das amüsierwillige Publikum  jedes Mal auf etwas gefasst machen. Bereits zum zweiten Mal gastierte Deutschlands ältestes aktives Amateur-Kabarett im Hamelner Lalu.

Bild: Die „Mindener Stichlinge“ im Hamelner Lalu

Seit 1966 piekst die Truppe um Birger Hausmann mit ihren Stacheln alles, was ihr so in den Weg treibt. Mit reichlich Wortwitz und jeder Menge Einfallsreichtum werden aktuelle Aufreger aufgespießt, aber auch Zeitloses verfängt sich in den Stacheln der „Stichlinge“.

Die Lehrerin Kirsten Gerlhof erweist sich dabei als eine exzellente Angela Merkel-Parodistin, in lachsfarbener Jacke, mit Merkelraute, heruntergezogenen Mundwinkeln und täuschend echtem Kanzlerinnen-Tonfall. Und wenn Rolf Berkenbrink den Grünspecht als „Vogel des Jahres“ im Stil des ehemaligen Frankfurter Zoo-Direktors und TV-Star Bernhard Grzimek vorstellt, dann bleibt vor lauter Lachen kein Auge trocken.

Die 24-jährige Logopädin Annika Lindemann glänzt als „Babsie, die Energie-Blockwartin“ mit einer Umwelt- und Energiespar-Solonummer, und Dr. Jana Löschner wirft sich ins Schwestern-Outfit, um dem maladen Gesundheitswesen einige belebende Spritzen zu verpassen. Eine ebenso humorvolle wie geistreiche Medizin, bittersüße Satire-Pillen, die das Publikum im sehr gut besuchten Lalu  mit Freude schluckte.

Eigene Zonen für Fleischesser in Restaurants, die Frank Oesterwinter seinen Gästen anweist, erheiterten die Gemüter ebenso wie die TÜV-Untersuchung eines knallroten Bobby-Cars. „Früher Arbeiterklasse, heute S-Klasse“, frotzeln Löscher und Berkenbrink, diskutieren über mögliche Trittbrettfahrer, den defekten Blinker nach links, darüber, dass das Gefährt nur noch Zickzack-Kurs fahren kann, und ob vielleicht mit einem „Wagenknecht“ der TÜV 2017 doch noch mal zu schaffen sei.

„Die Texte schreiben wir alle gemeinsam“, erklärt „Stichlinge“-Chef Birger Hausmann. Das sei mitunter schmerzhaft, aber überaus kreativ, bestätigen die Akteure. Die setzt der Musikpädagoge Pit Witt am Flügel musikalisch gekonnt in Szene. Das Quintett glänzt nicht nur mit vielen Solonummern, sondern hinterlässt auch als Duo, Trio oder Gesamtensemble einen rundum starken Eindruck.

Die „Stichlinge“ beweisen zwar  absolut professionelles Niveau, bleiben dennoch Amateure reinsten Wassers. Gott sei dank. Denn ihre  bedingungslose Kabarettleidenschaft, das Herzblut mit dem sie bei der Sache sind, versetzt dem höchst amüsierten Publikum einen wohligen Satire-Stich nach dem anderen. Keine Frage, dass nach stürmischem Applaus und Zugabe alle hoffen, dass die „Mindener Stichlinge“ auch im kommenden Jahr wieder die Weser rauf nach Hameln schwimmen werden.

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