Die Nacht der Musicals in Hameln
Die Nacht der Musicals in Hameln
Montag, 03. März 2014
„Wir haben hinter der Bühne 20 Leute im Einsatz, transportieren unsere eigene Ausrüstung mit einem LKW, gastieren sieben Tage die Woche in Deutschland, Österreich und der Schweiz“, erklärt Tour-Manager Jens Ritter. „Hameln mit gut 800 Gästen, das ist für uns schon oberer Durchschnitt.“
Die Show, die die erwartungsvollen Zuschauer zu sehen bekamen, atmete dann auch von der ersten bis zur letzten Minute hohe Professionalität. Zwar kam der Musical-Zug mit einem Ausschnitt aus „Les Miserables“ etwas gemächlich auf Touren, doch schon die zweite Station der Reise durch „Die Nacht der Musicals“ ließ es mit „Rock of Ages“ so richtig krachen.
Dass das gewöhnlich eher zurückhaltende Hamelner Publikum schnell auf die notwendige Betriebs- und Stimmungstemperatur kam, lag zu einen am Ohrwurmcharakter der ausgewählten Titel, zum anderen an einer exzellent choreografierten „Broadway Musical Dance Company“, vor allem aber an den ausnahmslos glänzend disponierten vier Hauptakteuren des Abends.
Da schlüpfte vor allem der stimmgewaltige Robert Meyer zusehends in die Rolle des Reisebegleiters im „Musical-Train“, und in diverse Rollen: mal als Falco, der natürlich seinen Amadeus traf, wenige Augenblicke und eine schnelle Umziehpause später beim Tarzan-Medley im Dschungel-Kostüm sang und tanzte, um nach der 20-minütigen Pause mit Frank N. Furters „Sweet Transvestite“ aus der „Rocky Horror Picture Show“ in schwarzem Leder und mit Netzhemd seinen absoluten Höhepunkt zu haben.
An der Seite des blonden Hünen aus Hamburg entzückte eine stimmlich überragend eingestellte Adrienn Szegoe, der ihre Soli aus „Evita“ und „Cats“ im Halbplayback hinreißend gut gelangen. „Wo holen die bei den vielen tollen ´Moves´ nur noch so viel Luft zum Singen her?“ grübelte ein Pärchen in der zweiten Reihe voll Bewunderung.
Eine Feststellung, die auch für die schlanke Sopranistin Brita A. Halder galt, die vor allem als „Elisabeth“ einen nachhaltigen Eindruck hinterließ, und mit dem Klassiker „Cabaret“ aus dem gleichnamigen Musical Augenblicke später ihre enorme Wandlungsfähigkeit demonstrierte.
Vierter im Bunde war der Bariton Otto Magocs vom Budapester Musical- und Operettentheater, der als „Phantom der Oper“, aber auch mit „This is the moment“ aus „Jekyll & Hyde“ sein Können bewies.
Mag sein, dass sich die Stationen der Reise durch die Musical-Nacht mitunter zu unvermittelt aneinander reihten. Von der „Rocky Horror Picture Show“ ansatzlos auf „Evita“ umzuschalten, um gleich drauf ins „Schattenland“ des „Königs der Löwen“ abzutauchen, und sich nur Momente später dem letzten Tanz der „Elisabeth“ hinzugeben, das erforderte schon einige Fantasie. Doch dem sich bestens unterhaltenden Hamelner Publikum gefiel dieser Musical-Zickzack-Kurs sichtlich, am Ende gab´s stehende Ovationen, verdiente Zugaben und mit dem „Time Warp“ eine klassische Mitmachnummer.
„Schön, dass „We are the Champions“ und auch „We will rock you“ mit dabei waren, so einige junge Leute. „Lichtgestaltung, Stimmen, Tanzgruppen, Kostüme, alles ein Traum“, schwärmte ein älteres Damen-Trio. Ein Musical-Abend mit Schwung und Leidenschaft, kurz: beste Unterhaltung. Wie sollte es auch anders sein, wenn Falco mit Evita, Tarzan und Elisabeth mal so richtig abrockt.