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Pago Balke inszeniert „Kino im Kopf“

Pago Balke inszeniert „Kino im Kopf“

Dienstag, 04. März 2014

WebPago2„Also hier kenne ich jeden Nagel“, sagt Pago Balke. Auf dem Bühnenboden der Studiobühne des Hamelner Theaters habe er schon als Schüler vor vielen Jahren Kulissen geschoben und Freddy Quinn bei dessen „Präriesalon“ die Hand geschüttelt. Jetzt allerdings inszeniert der aus Hameln stammende Autor, Regisseur, und Filmemacher sein neues Drehbuch als „Kino im Kopf“. „Wunderbare Feindschaft“, so heißt seine Kriminalkomödie. Ein „Küstenkrimi“, in dem sich alles um Tom dreht. Der ist zwar behindert, seinem Charme aber können sich die rund 20 Zuhörer im TAB nicht entziehen.

Bild: Pago Balke und Wolfgang Fernow mit „Wunderbare Feindschaft“ im TAB

Entstanden sei das Projekt aus seiner 12-jährigen Arbeit mit Behinderten in einer Bremer Einrichtung, erzählt Balke. „Verrückt nach Paris“, so hieß sein vor zehn Jahren veröffentlichter, seinerzeit stark beachteter Kinofilm. Balkes neues Drehbuch hat allerdings noch nicht den Weg in eine Kinoproduktion gefunden. „Deshalb machen wir uns daraus zumindest erst einmal einen schönen Abend“, schmunzelt der Autor.

Balke schlüpft gleich in ein ganzes Dutzend verschiedener Rolle, und lässt vor dem Auge der Zuhörer einen szenenreichen Film entstehen. Tom ist ohne Eltern aufgewachsen. Trotz ihres Reichtums hatten die das behinderte Kind ins Heim gegeben. „Nicht unüblich damals“, erinnert sich Balke. Langsam entwickelt sich eine Erpressungsgeschichte, die Zuhörer erleben eine „Entführung light“, erfahren wie Außenseiter trotz vieler Gegensätze zueinander finden, und natürlich fehlen auch einige Action-Szenen nicht. „Sehr wichtig war mir, dass bei alledem nicht eine einzige Polizeiuniform auftaucht“, stellt Balke klar.

Er habe das Stück auch schon im Dunklen gespielt, antwortet der Autor auf die Frage, ob nicht eine Hörbuch- oder Hörspielfassung völlig ausreichend gewesen wäre. Aber ob nun mit geschlossenen oder offenen Auges, das „Kino im Kopf“ kommt vor allem im zweiten Teil mächtig auf Touren. Was nicht zuletzt an der glänzenden musikalischen und akustischen Untermalung des Freiburger Kontrabassisten Wolfgang Fernow liegt. Der zaubert aus seinem Instrument nicht nur Melodien und Töne hervor, sondern auch Wind, Wellen, Möwengeschrei, Pferdegetrappel, ja sogar Motorenlärm. Und erntet für gelungene Passagen sogar Spontanapplaus.

Pago Balkes „Wunderbare Feindschaft“ ist vielleicht nicht unbedingt etwas, was man auf einer Theaterbühne erleben muss. Dennoch eine beeindruckende Geschichte, die dank der exzellenten Instrumentierung von Wolfgang Fernow den leider nur wenigen Zuhörern einen spannenden, witzigen und eben ganz besonderen Abend mit sehr viel „Kino im Kopf“ präsentierte.

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