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Optische Bedrängung durch Windparks inakzeptabel

Optische Bedrängung durch Windparks inakzeptabel

Dienstag, 08. April 2014

„Wir sind nicht grundsätzlich gegen Windkraft, aber langsam bekommen wir es mit der Angst zu tun“, sagt eine Teilnehmerin am Treffen der „Bürgerinitiative Gegenwind Süntel-Ith“. Knapp 100 Einwohner aus Hasperde, Klein Süntel, Flegessen und Bad Münder waren in die Flegesser Sanddorn-Stuben gekommen, um sich über den aktuellen Stand zu den in ihrer Nähe geplanten Windparks informieren zu lassen.

Was Ralph Härke und Markus Frengel von der Initiative dann zu berichten hatten, gab durchaus Anlass zur Sorge. „Rund 50 Anlagen sind geplant“, teilte Härke mit. „23 in Coppenbrügge, teils schon genehmigt und kurz vor Baubeginn, ungefähr 20 im Vorranggebiet Hameln am Liethberg gleich an der Grenze zu Bad Münder, ein ganzer Windpark im Raum Bäntorf und Herkensen, weitere neun direkt vor unserer Haustür bei Flegessen und Klein Süntel, zusätzlich sind fünf Windkraftanlagen auf dem Katzberg bei Bad Münder projektiert.“

Der Einwand eines als Investor auftretenden Landwirtes, dass sich  Landschaft und Menschen nun mal veränderten, erntete vehementen Widerstand. „Wir werden eine solche Ballung von Windkraftanlagen in unserer unmittelbaren Nähe und die damit verbundene optische Bedrängung  keinesfalls hinnehmen“, so die Mehrheit der Versammlungsteilnehmer. Auch in der Öffentlichkeit fände die Initiative zunehmend Zulauf, so Frengel. Fast 1000 Unterschriften habe man schon gesammelt. „Neun von zehn Befragten unterschreiben.“

Sven Kraske stellte anhand einer Präsentation gesundheitsschädigende Aspekte von Windparks mit einer Gesamtanlagenhöhe bis über 200 Metern dar. „Ein wahres Horrorszenario“, stellte Kraske fest. Infraschall, Schattenschlag und Eiswurf seien Hauptgefahren, keine Feuerwehrleiter reiche bei Bränden in diese Höhe.  Nächtliche Lichterketten und massive Eingriffe in Flora und Fauna würden Landschaft und Lebensqualität im Kern bedrohen. „Vor allem geht es um die bislang kaum erforschte Ballung von Anlagen neueren Typs in Windparks, in denen sich die Gefahren potenzieren“, warnte Kraske.

„Hier spielen vor allem knallharte finanzielle Interessen eine Rolle“, stellte auch die Münderanerin Anne Zuzmann vom örtlichen NABU fest. Investoren und Landwirte könnten, so Ralf Härke, mit ihren millionenschweren Investitionen jährliche Einnahmen bis zu 70000 Euro erwarten. „Die brauchen dann aber auch nicht mehr hier zu wohnen. Unsere Natur wird zur Industrielandschaft“, empörte sich ein Teilnehmer mit dem Hinweis auf den dadurch verursachten Verfall der Immobilienpreise.

Man müsse daher ganz genau hinsehen, wenn Kommunen sogenannte Vorranggebiete auswiesen, wie viele Windräder da wo hinkommen, warnt die Initiative.

Deren kritischen Fragen und Bedenken, werden sich auch  Landrat Tjark Bartels und der Wirtschaftsförderer des Landkreises, Andreas Manz, in einem heutigen Gespräch mit Vertretern der Initiative stellen müssen. „Wir wollen den Landrat zum einen darauf hinweisen, dass auch die Stadt Bad Münder endlich ein Vorrangebiet ausweist und so verhindert wird, dass es zu weiterem irreparablem Wildwuchs wie in Coppenbrügge kommt“, sagt der Klein Sünteler Architekt Peter Nehmann. „Der Landrat soll außerdem erklären, warum der Landkreis den Gemeinden in dieser Sache freie Hand lässt“, ergänzt Ralf Härke. Er sieht die Ursache für eine Massierung von Großwindanlagen darin, dass jede Kommune ihr eigenes Süppchen kochen kann.

Auch den Münderaner Bürgermeister Hartmut Büttner will die Initiative in die Pflicht nehmen. Er soll mit den Nachbargemeinden gemeinsame Vorranggebiete für Windkaftanlagen absprechen und so deren Zahl möglichst halbieren. Was in anderen Landkreisen funktioniere, müsse auch an Süntel und Ith möglich sein, sind sich die Windpark-Gegner sicher.

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