„Heldmaschine“ in der Sumpfblume
„Heldmaschine“ in der Sumpfblume
Sonntag, 01. Juni 2014
Die Fans sind ausnahmslos in Schwarz gekleidet. Das ergibt schon optisch zusammen mit dem roten und grünen Licht in der mit rund 240 Zuschauern gefüllten Sumpfblume eine einzigartige Atmosphäre. Soviel ist klar, das Konzert von „Heldmaschine“ hat ausgesprochenen Szenecharakter.
„Heldmaschine“ ist keineswegs eine neue Band in der Szene düsterer deutscher Musik. Noch bis vor einem Jahr firmierte die Band unter dem Namen „Völkerball“ als reine „Rammstein Tribute Band“.
„Wir haben dann aber beschlossen aus dem Image einer ewigen Coverband herauszutreten und uns als ´Heldmaschine´ als eigenes Projekt, mit eigenem Image und vor allem eigenen Songs aufzustellen“, erklärt Bandmitglied Marco.
Was der 30-jährige Psychologe zusammen mit vier Rockmusikern und Xenia, der Sängerin, auf die Bühne der Sumpfblume zaubert, ist hochklassiger harter Rock, garniert mit jeder Menge elektronischen Verfremdungen. „Wir sind auf ´Propaganda-Tour für unsere zweite CD“, erklärt Sänger Rene.
Schon deren erster Titel „Alles was Du brauchst“ macht deutlich, dass „Rammstein“ zwar das große Vorbild ist, „Heldmaschine“ aber auch Eigenständiges erarbeitet hat. Aus dem für dieses Genre untypischen, eher verhaltenen Anfang einiger vom Sänger gehauchter Worte brechen alsbald martialische Töne hervor, die sich wiederum in ruhigere Bahnen einpendeln. Das schwarz-silberne Bühnenbild ist skurril, und nicht nur ein in einem Glasbehälter vor sich hin blubberndes Gehirn erregt Aufmerksamkeit. Beim sechsten Titel, „Doktor“, tobt der Sänger im blutverschmierten Arztkittel durchs restlos begeisterte Publikum. Eine völlig durchgeknallte Nummer, die die Fans inbrünstig mitgrölen.
Das gilt auch für Titel wie „Foltergeist“ oder „Gammelfleisch“, der das aktuelle Thema auf ganz eigene Art interpretiert. „Es brennt wo dunkle Mächte heller sind … und in der Wiege schreit das Kind“ kennzeichnet den von Nebeln umwaberten, düsteren Friedhofcharakter des Songs „Es brennt“. Herausragend auch die Schlussnummer „Erfroren und verbrannt“. Was mit einem ruhigen, melodischen Klaviertrio beginnt, endet in einen erregenden Text- und Musikstakkato, in dem Wort, Musik und Ambiente zu einer genretypischen Einheit zusammenfließen.
Wer sich auf die Songs der „Heldmaschine“ einlässt, wird schnell herausfinden, dass es sich nicht um „Bürgerschreck-Musik“, sondern zu einen eigenen, ernst zu nehmenden Zugang zur Auseinandersetzung mit vielerlei Problemen handelt. Ob Beziehungskisten oder politische Fragen der Gegenwart, „Heldmaschine“ sucht eigene Antworten.
Mit der Vorstellung ihrer zweiten, vor wenigen Monaten erschienenen CD haben die Musiker klar werden lassen, dass sie den Weg zum eigenen Profil bislang überaus erfolgreich gegangen sind.