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Adipositas-Selbsthilfe in Bad Münder eingerichtet

Adipositas-Selbsthilfe in Bad Münder eingerichtet

Dienstag, 08. Juli 2014

WebAdi„Wir sind kein Damenkränzchen, das sich ausschließlich mit dem Austausch von Diätrezepten befasst“, stellt Rita Wilke mit Nachdruck in der Stimme klar. „Wir wollen eine Selbsthilfegruppe für Männer und Frauen mit krankhaftem Übergewicht anbieten, insbesondere für jene, die sich auf eine operative Magenverkleinerung vorbereiten wollen.“

Bild: Rita Wilke (li.) und Ute Kessler haben eine Adipositas-Selbsthilfegruppe gegründet

Wer die gertenschlanke 53-Jährige sieht, mag es kaum glauben, dass das dieselbe Person ist, die in ihrer Fotomappe abgebildet ist. „Das war ich bevor ich meinen Magen-Bypass bekam“, erzählt sie. „Damals wog ich 120 Kilo bei einer Größe von 1,67.“

Die Operation sei die einzig wirksame Diät, meint auch Ute Kessler. „In zehn Monaten habe ich 38 Kilo verloren“, so die 61-Jährige. „Jetzt mache ich sogar Yoga.“

Es gehe nicht um Menschen, die mal eben schnell den Winterspeck loswerden wollten oder eine sommerliche Bikini-Figur anstrebten, so auch die Münderaner Ernährungsberaterin Antje Schrörs. Krankhaftes Übergewicht (Adipositas) sei eine anerkannte Erkrankung. „Im Vorfeld einer Operation besteht ein erhöhter Beratungsbedarf“, so der Mediziner Andreas Hoffmann, der im Hamelner Sana-Klinikum Adipositas-Patienten betreut. Ernährungsberatung, Bewegungstraining und psychologische Behandlung seien drei wesentliche Nachweise, die von Medizinischen Dienst im Vorlauf zu einer Genehmigung einer operativen Magenverkleinerung gefordert würden. „Die sechsmonatige Vorbereitung braucht Begleitung“, stellt der Mediziner fest.

Isolation, mitunter gar der Verlust des Arbeitsplatzes, bürokratische Hürden – die Probleme der Betroffenen sind riesig. Die Selbsthilfegruppe am Klinikum in Hameln ist mit 30 Erkrankten derzeit völlig überlastet. Ein Dutzend Plätze wird daher die jetzt geplante Münderaner Gruppe mit einem Einzugsbereich von Bad Münder über Coppenbrügge und Salzhemmendorf bereitstellen. „Eine medizinische oder rechtliche Beratung allerdings können wir zwar nicht übernehmen, aber aus unseren eigenen Erfahrungen Tipps und Hilfestellung geben“, so Rita Wilke. Nachdrücklich warnt Andreas Hoffmann vor Ratschlägen aus dem Internet: „Jeder Patient muss sich sein eigenes Therapiekonzept schaffen. Individuelle, persönliche Beratung und Erfahrungsaustausch in einer Selbsthilfegruppe tun daher unbedingt not.“

Für die beiden ehemaligen Patientinnen bedeutete der Eingriff nicht nur ein neues Leben, sondern auch eine lebensbegleitende Nachsorge. „Weg von den Kilos und rein ins neue Ich“, so Ute Kessler, und Rita Wilke fügt hinzu: „Vom Adipositas zum Adipositiv.“ Hilfestellungen durch gezielte Ernährungsberatung und psychologischen Austausch zwischen Betroffenen beim Weg aus der Isolation zurück in die Öffentlichkeit sind auch nach einem Eingriff Hauptanliegen der neuen Selbsthilfegruppe.

Die wird sich am 14. und 28 Juli in den Räumen der Ernährungsberatung von Antje Schrörs in der Langen Straße 53 treffen. „Ab dem 4. August können Interessierte dann an jedem ersten und dritten Montag im Monat Erfahrungen austauschen“, kündigt Antje Schrörs an.

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