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Von Bach bis Hindemith

Von Bach bis Hindemith

Mittwoch, 20. August 2014

WebFisch„Orgelmusik und Gartenfreuden“, so ist die Konzertreihe im Stift Fischbeck überschrieben. Auch wenn die Garten- und Gaumenfreuden durch vor der Zeit herbstliche und kühle  Witterung beeinträchtig wurden, so waren die musikalischen Genüsse allerersten Ranges.

Bild: Äbtissin Uda von der Nahmer (li.), Jobst-Hermann Koch und Stiftsdame Ursula Schroeder

Das Konzert des Lemgoer Kirchenmusikdirektors Jobst-Hermann Koch auf der 2007 im Stil des norddeutschen Orgelbarocks sanierten Hillebrand-Berner Orgel fand eine sehr starke Publikumsresonanz, und die Zuhörer im Dämmerlicht der Stiftskirche wurden von Koch in die Klangwelten des großen Johann Sebastian und seines zweiten Sohnes Carl Philipp Emanuel entführt. Deren Stücke umrahmten die 1937 entstandene Hindemith Sonate II für Orgel, ehe drei vom Koch für Orgel bearbeitete Mozartsche Kirchensonaten einen außerordentlich klangvollen Schlussakkord bildeten.

Den Auftakt setzte mit Johann Sebastian Bachs „Fantasie G-Dur BMV 572“ eine zwischen toccatahaften Laufwerkpassagen und genial ineinander verwobenen fünfstimmiger Elemente voll pathetischer Großartigkeit pendelnde, am Ende in ein strahlendes G-Dur stürmende  Komposition. Unüberhörbar gleich darauf der Stilwandel zum Bach-Sohn Carl Philipp Emanuel. Hier, so Kochs Erklärung, „die rhythmisch  stetige Musik des Vaters, dort die kapriziöse, in den Mittelteilen teilweise von starken Ausdrucksgegensätzlichkeiten und durch reiche Verzierungen und Seufzermotive gekennzeichnete Komposition der Sturm und Drangzeit und der Empfindsamkeit.“

„Den hatte ich mir ungewöhnlicher erwartet, der hat mich positiv überrascht“, so ein Zuhörer zur Hindemith-Komposition. „Ein äußerst vielseitiger Musiker, der in ganz unterschiedlichen Gattungen zuhause war“, hatte die Stiftsdame Ursula Schroeder in ihrer Darstellung der Biografien der vorgestellten Künstler zuvor festgestellt. Dass Hindemith seinerzeit gar das türkische Musikwesen reorganisiert hatte, war wohl kaum einem der Konzertbesucher bekannt gewesen.

Und auch Hindemiths versteckte Hommage an Bach mit dem B-A-C-H-Motiv im Pedal des dritten Satzes hätte man ohne die ebenso kenntnis- wie hilfreichen Erläuterungen wohl überhört.

Als „anmutig und klangsinnig“ hatte Koch die drei zwischen 1773 und 1778 für den Salzburger Erzbischof geschriebenen Konzertsonaten Mozarts bezeichnet. Ursprünglich für kleines Orchester und Orgel konzipiert, hat Koch die Stücke für Orgel bearbeitet und so mit drei ausgesprochenen Klangjuwelen ein inhaltlich ebenso interessantes, technisch meisterhaft vorgetragenes wie in sich schlüssiges einstündiges Orgelkonzert abgerundet.

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