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Maskentheater der „Familie Flöz“ im Hamelner Theater

Maskentheater der „Familie Flöz“ im Hamelner Theater

Dienstag, 25. November 2014

WebFloezDie drei Mädchen in der zweiten Reihe sind verunsichert. „Die bewegen sich doch, oder nicht?“ Nein, sie bewegen sich nicht, nur in der Vorstellung der Zuschauer werden die Masken, die die Schauspieler der „Familie Flöz“ tragen, lebendig. Die fehlende Mimik wird ebenso wie die Wortlosigkeit des Geschehens durch eine exzellente Körpersprache ersetzt.

Es ist paradox: lebendige Gesichter werden durch starre Masken verdeckt, womit aber wieder sehr lebendige Figuren geschaffen werden. „Der Zuschauer selbst wird damit kraft seiner Imagination zum Schöpfer. Er erst lässt alles lebendig werden“, sagt der künstlerische Leiter der „Familie Flöz“, Hajo Schüler.

Schon mehrfach hat das in vielen Ländern auftretende Maskentheater im Hamelner Theater Station gemacht. Diesmal mit der Produktion „Garage d´Or“, in der es um Männersehnsüchte geht. “Alles dreht sich um Ferne, Beherrschung und Eroberung, Männerwünsche eben“, sagt Hajo Schüler. Um die Frage also, was Männern von heute zwischen Haushalt, Ehefrau, Beruf und Kindern noch an männlichen Freiheiten und Träumen bleibt. Da wird der Blick in den Himmel durch Hobby-Teleskop zur unliebsamen Konkurrenz für die liebesbedürftige Ehefrau, der Traum vom Ritt zu den Sternen als Astronaut gewinnt eine Qualität, die an die Tagträume von James Thurber´s Walter Mitty erinnert. Zwischendurch landet einer der drei Männer auf der Couch des Psychologen, alles fein garniert mit bestens austariertem Situationswitz und durchdrungen von zauberhafter Poesie. 90 Minuten lang lassen die Maskenmänner, -frauen und -kinder der „Familie Flöz“ ihre Zuschauer im fast vollen großen Haus träumen. So manche Ehefrau im Publikum erfährt dabei mit einem Augenzwinkern, was die eigentlichen Befindlichkeiten des Ehemanns sind, denn die „Familie Flöz“ trifft mit der „Garage d´Or“ die männliche Psyche punkgenau. Nicht nur die vielen begeisterten Jugendlichen, die an diesem Abend vielleicht zum ersten Mal erfahren haben, was wortloses Theater zu leiten vermag, applaudieren dem donnernden Raketenstart und dem als goldfarbene Astronauten in Heldenpose über die Bühne marschierenden Männertrio. Das „ja, genau so sind sie, die Männer“ einer älteren Zuschauerin verrät, dass das Maskenspiel wieder einmal seinen Zauber erfolgreich entfaltet hat. Jenseits aller Worte.

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