Das Oberon-Trio spielt Mozart, Ravel und Dvorak
Das Oberon-Trio spielt Mozart, Ravel und Dvorak
Dienstag, 07. April 2015
„Wie wundervoll, diese drangvolle Enge“, schwärmte Ernst Jürgen Kirchertz, der Vorsitzende des Vereins „Kultur im Schaafstall“, in seiner Begrüßung, und stimmte sogleich ein „happy birthday“ für die Violonistin des Oberon-Trios, Henja Semler, an. Was diese jedoch erst in der Pause erfuhr.Mit Werken von Mozart, Ravel und Dvorak begeisterte das international renommierte Trio die gut 100 Zuhörer im restlos ausverkauften „Schaafstall“. Nein, es sei nicht übertrieben, wenn man den „Schaafstall“ in eine Reihe mit den großen Konzertsälen in Hamburg, Wien und anderswo stelle, zumindest was die Qualität der Musizierenden angehe, so Ernst Jürgen Kirchertz.
Gleichwohl ist die Atmosphäre eine völlig andere. Unvergleichlich nämlich. Denn wer in der ersten oder zweiten Reihe nur knapp 1.50 Meter von den Musikern entfernt sitzt, der erlebt die Ausführung der geniale Musik wortwörtlich hautnah. Ein Erlebnis, das nur der Egestorfer „Schaafstall“ bieten kann.
Zum Auftakt erklang Mozarts „Divertimento à Tre B-Dur“ von 1776, vom Pianisten des Trios, Jonathan Aner, in einer ebenso intelligenten wie interessanten Kommentierung als Mozartsches Jugendwerk voll Humor und Eleganz und als „klein und niedlich“ charakterisiert. Klänge mitunter so frühlingshaft wie die aufknospenden Sträucher im Kirchertzschen Garten.
Grandios, schlichtweg sensationell interpretiert und einfach atemberaubend dann Maurice Ravels 1914 geschriebenes Klavier-Trio a-Moll, auch das sehr anschaulich erläutert von Jonathan Aner. Da lässt der dritte Satz, eigentlich eine Passacaglia, ein barocker Schreittanz, asiatische Anklänge spüren, weht ein Hauch von Zen-Philosophie durch den Raum, ehe das beeindruckende Finale mit seiner enormen inneren Dramatik deutlich werden lässt, dass das Werk am Vorabend des Ersten Weltkrieges verfasst wurde.
Im zweiten Teil des Konzertes dann die sechs „Dumky“ des Klaviertrios Nr. 4 e-Moll op. 90 von Antonin Dvorak, diesmal für die Zuhörer erschlossen durch fachkundige Erläuterungen des Geburtstagskindes Henja Semler. Da erfuhren die Zuhörer, dass Dvorak die schlichte Liedform des „Dumky“ in die Kunstmusik einführte, sechs liedhafte Stücke statt traditioneller Satzabfolge, voller Ideenreichtum und slawischer Seele, mit Dvorak-typischen tänzerischen und volksliedhaften Elementen, kurz: ein absoluter Musikgenuss.
Den und vor allem die herausragende Interpretation des Trios, das bereits zu dritten Mal im „Schaafstall“ gastierte, quittierte das Publikum mit frenetischem Applaus, Bravo-Rufen und schier nicht enden wollendem Applaus. Und natürlich bedankten sich Henja Semler (Violine), Antoaneta Emanuiulova (Violoncello) und der überaus temperamentvolle Jonathan Aner am Klavier in Anlehnug an den Namen des Trios mit der Sommernachtstraum-Ouvertüre von Mendelssohn- Bartholdy. Statt Sommernachts- war dieses Konzert jedoch ein vollkommener Frühlingstraum.
Mit Fläschen und Cello
Kaum ist der Applaus verklungen, da eilt Antoaneta Emanuiulova als erstes hinauf in den ersten Stock des Kirchertzschen Anwesens. Dort nämlich wartet ihr drei Monate alter Sohn bereits sehnsüchtig auf sein Fläschchen. Wohl behütet reist der Kleine zu Konzerten wie diesem mit. Die strahlenden Augen der Mutter beim anschließenden Fototermin zeigen wie viel Kraft sie daraus schöpft. „Das war bei unserer Tochter genauso“, berichtet Pianist Jonathan Aner. „Auch die ist so früh wie möglich auf Konzertreisen genommen worden.“ Keine Frage, dass sich das auch auf den Umgang mit Musik auswirke. „Die hat sehr bald gelernt wie die Instrumente heißen und so.“ Früh übt sich, heißt es also auch für den kleinen Sohn der Cellistin.