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Weinprobe im Museumsgewölbe

Weinprobe im Museumsgewölbe

Montag, 24. August 2015

WebWein„Wir hoffen, dass es beim Genuss bleibt und nicht in Sucht ausartet“, schmunzelt Dr. Kai Witthinrich vom Museum auf dem Wettbergschen Adelshof. „Genuss und Sucht“ ist das Thema der Ausstellung, die dort noch bis zum dritten Advent gezeigt wird. „Es geht um Kaffee, Zucker, Nikotin und Alkohol“, erklärt Witthinrich. Allesamt Genüsse mit Suchtpotenzial, die historisch gesehen, vom Bürgertum gegen adlige Vorrechte erstritten werden mussten. Vielfach erst im 19, Jahrhundert und später wurden diese „Genüsse“ jedermann frei zugänglich.


Bad Münder und Wein? Das passe eher weniger zusammen, meint Beatrix Taube vom Museumsteam. Auf ihre Initiative hin fand jetzt im kühlen Kellergewölbe des Museums eine Weinprobe statt. Bad Münder sei zwar durch seine Quellen bekannt, aber aus Wasser werde auch an Süntel und Deister kein Wein gemacht, so Taube. „Stattdessen gibt es bei uns Beerenwein. Den setzt man mit einem Hefezusatz in einem Glasballon an und lässt ihn dann sechs bis acht Wochen gären.“ Aus Stachelbeeren, Johannisbeeren, Himbeeren und sogar Hagebutten werde auf diese Weise Wein hergestellt. Taube: „Unsere Beerenweine gären schon fleißig vor sich hin und werden dann beim diesjährigen Bauernmarkt am 27. September angeboten.“
Waltraut Scholz, Heidi Nagel und Maria Pfeiffer allerdings genießen im Gewölbe bei Dämmerlicht und Kerzenschein weitaus edlere Tropfen. Die kredenzt ihnen der 64-jährige Weinhändler und Winzer Manfred Bodem aus Hachmühlen. „Das sind ausschließlich Weine aus der Pfalz“, erklärt er der Runde, die sich an den beiden langen Tischen versammelt hat. „Alle Sorten aus eigenem Anbau.“

Die Münderaner zeigen sich an den Weinen durchaus interessiert. Ausgesprochene Kenner gibt es freilich nicht, aber um so unvoreingenommener fragen die Teilnehmer an der Weinprobe nach. Etwa: „Wie ist das mit dem Zucker?“ Der dürfe nur Qualitätsweinen zugesetzt werden, so die Antwort des Experten. Die Lagertemperatur sei Geschmackssache. Riesling, prämierte Weine, mal herb, mal trocken, Kostprobe um Kostprobe macht die Runde. Was sonst vorwiegend nur in südlicheren Weinanbaugebieten zelebriert wird, das kommt auch im urigen Ambiente des Museumsgewölbes gut an. Und von Suchtgefahr kann wirklich keinen Rede sein, denn ein Tröpfchen in Ehren, das kann schließlich niemand verwehren. Auch wenn der Übergang fließend ist.

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