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Der Jäger der verlorenen Golfbälle

Der Jäger der verlorenen Golfbälle

Dienstag, 22. Dezember 2015

WebTauchDraußen regnet es an diesem Tag junge Hunde. Doch Ralf Oestmann stört das überhaupt nicht. Bei einem Kaffee im Clubhaus des Golfclubs Hameln auf der Anlage Schloss Schwöbber geht der 43-Jährige zusammen mit Sabine Förster noch einmal seinen Einsatzplan durch.

„Für uns ist es der erste Einsatz eines Golftauchers auf unserem Gelände“, erklärt Sabine Förster, die im Vorstand des Clubs für PR und Marketing zuständig ist. Ein Teich, ein kleiner Bachlauf und einige Biotope befinden sich auf der Anlage. Hier soll Golfballtaucher Ralf Oestmann aus Verden auf Tauchgang nach abgetauchten Golfbällen gehen. „Wie viele? Vermutlich sehr viele“, schätzt Förster. Denn nicht nur beim betreuten Golfen für Anfänger auf dem Lucia-von Reden-Platz gleich vorne am großen Teich plumpst so mancher Golfball ins Wasser und verschwindet auf Nimmerwiedersehen.

Oestmann ist einer von deutschlandweit knapp einem halben Dutzend hauptberuflicher Golfballtaucher. Der gelernte Gärtner hat jahrelang als Greenkeeper bei verschiedenen norddeutschen Golfclubs gearbeitet. „Dabei habe ich gemerkt, dass ich einfach ein Auge für verlorene Golfbälle im hohen Gras habe“, erzählt er. Erst habe er sich eine Harke gebastelt, um an die Bälle herauszukommen. Doch nach einem Tauchurlaub auf Jamaika, bei dem er seinen Tauchschein gemacht habe, habe er schließlich auch damit begonnen, mit kleinen Reusen und im Tauchanzug Jagd auf verlorengegangene Golfbälle zu machen.

Auch beim Golfclub Hameln legt Oestmann bei strömendem Regen seinen Taucheranzug an und steigt langsam die rutschige Böschung hinab in die trübe Flut. Gerade mal zwei Meter ist das Wasser tief, doch die Sicht zum schlammigen Grund ist gleich null.

„Wenn das Gewässer zu tief ist, dann nehme ich noch einen zweiten Mann zur Absicherung mit, hier aber kann man bequem stehen“, ruft Oestmann.

Vorzugsweise werden die Golfbälle zur Sommerzeit abgefischt „Die werden dann gewaschen und – zumeist zum halben Preis – auf den Frühjahrsmessen oder über einen Internetshop angeboten.“

Ralf Oestmann ist aber nicht nur als Jäger verlorener Golfbälle im Einsatz. Dem Besitzer einer Großgärtnerei geht es vor allem um die ökologische Gewässerpflege auf den Golfplätzen. „Das Hauptproblem ist dabei die zunehmende Verschlammung und die Verlandung der Gewässer“, stellt er klar. Bis so ein Teich wieder einigermaßen klar werde, dauere es mitunter Jahre. Die Pflege der Zu- und Abläufe, der Rohre wie der Pumpenanlagen gehört ebenfalls zu Oestmanns Aufgaben. „Das ist Gewässer- und Landschaftspflege im weitesten Sinne“, sagt er. Einen Teil des Erlöses für die Golfbälle verwendet er darauf, die gesäuberten Gewässer wieder mit Fischen zu besetzen. „Auf manchen Anlagen gibt es Goldfische, ich setze wenn möglich Zander, Muscheln, Garnelen und andere Fische ein. Bloß keine Hechte, denn die fressen von Fröschen bis zu Enten einfach alles weg“, so der Golfballtaucher.

Das Wasser im Golfplatz-Teich in Schwöbber reicht Oestmann gerade mal bis zur Hüfte. Dennoch wird er schnell fündig und die beiden Reusen füllen sich. Wie lange mögen die Bälle dort schon im Schlamm liegen? Doch auch diese Golfbälle Marke Titanic werden nach der Reinigung in einer Golfballwaschanlage wieder in frischem Glanz erstrahlen und auf den nächsten Abschlag warten. Vielleicht ja sogar wieder beim Hamelner Golfclub in Schwöbber.

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