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Wie barrierefrei ist Bad Münder?

Wie barrierefrei ist Bad Münder?

Sonntag, 15. Mai 2016

WebSeniEs ist die Summe vieler Kleinigkeiten, die die Münderaner Kernstadt für Senioren und Menschen mit Behinderung zum Problemgebiet werden läßt. Das ist das Ergebnis einer Stadtbegehung, zu der der „Beirat für Senioren und Menschen mit Behinderung in Bad Münder“ eingeladen hatte. „Wir wollen in diesem Jahr die Kernstadt und erstmals auch die Ortsteile im Hinblick auf das Thema Barrierefreiheit unter die Lupe nehmen“, so die Beiratsvorsitzende Gertrud Bünnig.

Bild: Bürgermeister Hartmut Büttner(ganz links)  und der Semiorenbeirat auf „Stadtspaziergang“

Begehungen in den vergangenen Jahren hatten zahlreiche Mängel offenbart. Mit einem „Stadtspaziergang“ wollten Rollstuhlfahrer wie Gotthard Feist, aber auch einige Seniorinnen mit Rollatoren das Gebiet der Kernstadt jetzt erneut überprüfen.

Beim „Spaziergang“ mit dabei erstmals auch der Stadtbürgermeister Hartmut Büttner sowie Gerd Stracke von der Bauverwaltung und der Eimbeckhäuser Ortsbürgermeister Karlheinz Bodtmann.

„Also die Ampelphase am Übergang Angerstraße / Wallstraße ist mittlerweile offenbar leicht verlängert worden und auch für Behinderte gut eingestellt“, berichtete Hansjürgen Rauscher.

Vom Startpunkt des Spaziergangs, den Räumen von „Curamobil“ in der Obertorstraße machte sich die Seniorenrunde dann auf in Richtung Innenstadt. Mit dabei auch drei Vertreter der Jusos. „Wir wollen den älteren Mitbürgern zeigen, dass wir uns auch für ihre Probleme interessieren“, so deren Sprecher Daniel Köhler. Eine Geste, die lebhafte Zustimmung fand. „Schön, dass uns die Politiker von morgen besuchen“, so Bünnig.

„Das ist eine echte Rüttelstrecke nicht nur in der Petersilienstraße“, klagte Rollstuhlfahrer Gotthard Feist vom Behindertenbeirat des Kreises. Er demonstrierte wie unbequem die holprige Straßenbepflasterung aus Sicht eines Rollstuhlfahrers ist. „Kraftaufwendig und die Erschütterungen gehen bis unter die Schädeldecke.“ Auch bei versehentlich falsch angefahrenen Gullis lauern Gefahren. Leicht verklemmt sich ein Rad ein und der Betreffende kommt ohne fremde Hilfe aus dieser Klemme nicht frei.

Nach wie vor seien wichtige Einrichtungen wie das Rathaus am Steinhof oder das Museum nicht barrierefrei zu erreichen, beklagte Bünnig. In der neuen Post und im Servicebüro der Stadt jedoch seien entsprechende Zugänge vorhanden.

Unverändert problematisch ist dagegen das Aufeinandertreffen von Autos, Radfahrern mit Kindern,  älteren und behinderten Menschen in der Fußgängerzone. „Uns ist es daher gänzlich unverständlich, wenn jetzt die Öffnung der Fußgängerzone für den Autoverkehr gefordert wird“, so die Beiratsmitglieder auf die Nachricht Büttners über eine entsprechende 350-Unterschriften umfassende Petition der Geschäftsleute.

Viele Knackpunkte in der Kernstadt sind noch immer nicht entschärft worden. „Das erschwert es für uns doch immer noch ziemlich“, so Feists Fazit.

Geradezu lebensgefährlich ist noch immer die Situation am Kreuzungspunkt von Langer-  und Bahnhofstraße. Nachmittags um kurz vor 17 Uhr herrscht dort ein an eine Rushhour erinnerndes  Verkehrsaufkommen, das die Überquerung der Bahnhofstraße zu einem Wagnis werden lässt.

„Ist das aber die richtige Stelle?“, so die Frage der Spaziergänger auf Büttners Hinweis , dass vermutlich Ende des Monats die Einrichtung eines Übergangs in Form eines 15000 Euro teuren Zebrastreifens samt nächtlicher Beleuchtung im Bereich zwischen dem ehemaligen „Deutschen Haus“ und dem Kreuzungsdreieck gegenüber der Bäckerei Bargmann in die öffentliche Beratung kommen werde.

Mehrfache gefährliche, aber geglückte Straßenüberquerungen der „Spaziergänger“ machten das Problem sichtbar. „Wer geht denn da die halbe Straße hinunter, um den Überweg zu benutzen“, frage Hansjürgen Rauscher, der sich nachdrücklich für ein Straßengitter in der Kurve vor der Bäckerei aussprach. Auch einige Passantinnen blieben stehen und beklagten sich spontan darüber, dass aus der Innenstadt kommende Fahrzeuge viel zu schnell die Kurve Richtung Bahnhofstraße schnitten. „Das wird sehr oft verdammt eng hier. Gut, dass Sie da was machen wollen“, so eine ihren Kinderwagen schiebende Mutter. „Das ist hier brandgefährlich nicht nur für die Alten und Behinderten.“

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