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Kammermusik an Gleis 5

Kammermusik an Gleis 5

Mittwoch, 15. Juni 2016

WebReimannDie Kontraste könnten in der Tat reizvoller nicht sein. Hier der intime Charakter wohlgedämpfter Kammermusik im abgedunkelten Raum, dort der Industriecharme eines in die Jahre gekommenen gleichwohl noch immer sehr ansehnlichen Bahnhofsgebäudes. „Cultour an Gleis 5“, so heißt die von der Pianistin und Musikpädagogin Cecily Reimann ins Leben gerufene neue Reihe, zur der sie jetzt zum  zweiten Mal zu einem Kammermusikabend in den gut 80 Personen fassenden Raum, nur wenige Meter vom Bahnsteig an Gleis 5 entfernt, eingeladen hatte.

Angefangen hatte alles damit, dass Reimann einen Platz für ihren Steinway-Flügel suchte. Einen Ort, an dem auch andere Musiker in den Genuss ein, so edles Instrument spielen zu können, kommen sollten.

Viel hat Reimann in die Umwandlung des einstigen Funktionsraumes im Bahnhof  investiert: Teppichböden, eine kleine Bühne, Licht- und Tonanlage, und bordeauxrote Vorhänge, die den Schall im recht hohen Raum hinreichend dämpfen. Entstanden ist ein Konzertraum, der insbesondere  Kammermusikensembles wie auf den Leib geschnitten scheint.

Ein Eindruck, den die Zuhörer des zweiten Konzertes an diesem Ort rundum teilten. Sinnigerweise hatten Reimann und die mitwirkenden, befreundeten Musiker, allesamt Musikpädagogen aus Hameln, nicht die ganz großen Meister des Genres ausgewählt, und so entzückten etwa die sphärisch anmutenden Klänge von Christopher Nortons „An Elusive Thought“ oder „Into the Unknown“ die Zuhörer ebenso wie die von Christine Etzold und Cecily Reimann vorgetragene „Lange Schiffsfahrt“ des 1981 in Salzburg geborenen Cellisten und Komponisten Wolfgang Zamastil.

Doch auch die großen Komponisten kamen zu ihrem Recht: Mozarts „Andante mit 5 Variationen G-Dur“, KV 501 wurde im zweiten Teil des Abends vom Duo con Spirito, Annette Rother und Cecily Reimann (Klavier), vorgetragen, und Musikschullehrerin Natalia Wist erntete wohlverdienten Applaus für ihr zusammen mit Reimann virtuos gespielte Bach-Sonate c-Moll für Geige und Klavier „Siciliano“.

Eigeninitiative hat hier einen Raum für Musik geschaffen, der für kleine Besetzungen ideal ist. Doch nicht nur Kammermusik, auch Neue Musik dürfte zum Klangraum und zum umgebenden Ambiente exzellent passen.

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