Zeilen Sprung – Das Redaktionsbüro

05042 - 504 008

info@zeilen-sprung.de

HVHS Springe wird 90 Jahre alt

HVHS Springe wird 90 Jahre alt

Montag, 20. Juni 2016

WebHVHS„Wie feiert man einen 90. Geburtstag, so wie Miss Sophie im „Dinner for One“ mit einem Besäufnis oder die Queen mit einer großen Parade?“, so die launige Einstiegsfrage in Stephan Weils Festvortrag zum 90. Geburtstag der Heimvolkshochschule Springe. Zumindest mit viel Prominenz, denn neben dem Ministerpräsidenten waren auch Bundes- und Landtagsabgeordnete, ehemalige Landesminister und gegen Abend auch die Vize-Präsidentin des Deutschen Bundestages Edelgard Bulmahn gekommen, um mit Schulleiter Gerd Schumacher und vielen Gästen zu feiern.

Bild: Polit-Prominenz gratuliert: von li. MdB Matthias Miersch, MP Stephan Weil und Wolfgang Jüttner

„Das ist hier ein bundesweit einzigartiges Bildungsnetzwerk“, stellte Weil anerkennend fest. In der Verknüpfung von SPD, Gewerkschaften – einer keineswegs immer konfliktfreien Partnerschaft -und politischer Bildungsarbeit habe die Springer Einrichtung das Ziel Menschen zu befähigen, sich durch Bildung über die Verhältnisse zu erheben, stets erfolgreich verfolgt.

1926 als Victor-Adler-Heim der Sozialistischen Arbeiterjugend für durch Baustein-Spenden 40000 Reichsmark aufgebaut, später von den Nazis zweckentfremdet und missbraucht, seit Ende des Zweiten Weltkrieges als Stätte der politischen Bildung der Stärkung der Demokratie verpflichtet, so Weil, sei die Bedeutung der Heimvolkshochschule heute von zunehmender Wichtigkeit.

Weil erinnerte an die „Heldenjahre der politischen Bildung“ in den 70ern, als mit Betriebsverfassungs- und Bildungsurlaubsgesetz aktiv Front gegen den Bildungsnotstand gemacht wurde. Auch für die HVHS Springe leitete das eine Bau- und Boomphase ein. „Das war die Zeit als neue Schichten erstmals Zugang zu akademischer Ausbildung hatten“, erinnerte Weil, der unter dem Beifall der Gäste die Wiedereinrichtung der Landeszentrale für politische Bildung in der kommenden Woche ankündigte.

Politische Bildung sei angesicht der populistischen Entwicklungen in der Gesellschaft notweniger denn je, so auch der Vorsitzende des Vereins Heimvolkshochschule, Wolfgang Jüttner. Die unabsehbaren Folgen der Digitalisierung, das „Zerbröseln“ der Demokratie, der Aufstieg autoritärer Systeme europaweit, alles das mache eine Intensivierung politischer Bildung unverzichtbar. „Die Welt scheint aus den Fugen, wir brauchen Orientierung, Demokratie muss immer wieder neu gelernt werden“, so Jüttner.

Feststellungen, die auch Hartmut Meine, der Leiter des IG Metall-

Bezirks Niedersachsen-Sachsen-Anhalt und der Chef des ver.di-Landesbezirks Niedersachsen-Bremen, Detlef Ahling, aus ihren jeweiligen Blickwinkel im Grundsatz teilten. Der frisch bebackene Vorsitzende des „Niedersächsischen Bundes für freie Erwachsenenbildung“, Prof. Gerhard Wegner, nutzte die Möglichkeit, um bei Weil die Erhöhung der Ausgaben für Erwachsenenbildungsarbeit auf ein Prozent des Haushaltsvolumens einzufordern.

Unter den Gästen auch erstmal der Springer Bürgermeister Christian Springfeld. „Ich würde mir wünschen, ihn demnächst öfter hier oben bei uns begrüßen zu können“, so Gerd Schumacher. Der jedoch geht am 1. 10. in den wohl verdienten Ruhestand. „Aber keine Sorge, die Nachfolge ist bestellt. Wir können zuversichtlich Richtung 100-Jahr-Feier steuern“, so der Schulleiter.

Weitere Einträge