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Machtkampf im Museum Springe

Machtkampf im Museum Springe

Samstag, 30. Juli 2016

Um 17.05 Uhr fiel die Entscheidung. Mit 18 zu 10 Stimmen hatte sich die bisherige stellvertretende Vorsitzende Heidi Dopheide gegen den überraschend präsentierten Gegenkandidaten Dr. Olaf Grohmann durchgesetzt. Vorausgegangen war eine in der Geschichte des Museums bislang einzigartige Diskussion, die teilweise die Grenzen des guten Stil deutlich überschritt.

Die Ausgangslage: nachdem auf der letzten Mitgliederversammlung im Februar der Posten des Vorsitzenden nach der Verabschiedung von Angelika Schwager vakant geblieben war, hatte Dopheide als stellvertretende Vorsitzende die Geschäfte übernommen. Unterstützt durch die Schriftführerin Heidrun Karkosch hatte Dopheide nun im Rahmen einer – wie ihre Kritiker vermuten – bewusst in die Ferienzeit gelegten außerordentlichen Mitgliederversammlung Neuwahlen angesetzt.

Erst zwei Tage zuvor hatte die Gruppe um Angelika Schwager mit dem Wennigser Historiker Olaf Grohmann einen Gegenkandidaten präsentiert. Ihm zur Seite sollte der Münderaner Geschäftsmann und Finanzfachwirt  Rüdiger Geissler als zweiter Vorsitzender gewählt werden.

„Aus unserer Sicht die beste Lösung, denn das Haus braucht Kompetenz“, so Schwager, die darauf verwies, dass nicht nur der langjährige Schatzmeister Hans-Werner Schlichting sein Amt im Februar aufgegeben hatte, sondern auch dessen Nachfolgerin mangels Vertrauen ihr Amt wieder zur Verfügung gestellt hatte. „Ich wollte nur helfen, aber wenn man keine Kontovollmacht hat, dann geht das eben nicht.“

Grohmann dürfe nicht kandidieren, so die Dopheide-Fraktion. Er sei gar ein Mitglied. „Mein Antrag liegt doch vor“, konterte der. „Darüber muss aber der Vortand schriftlich entscheiden und das kann dauern“, so Ulrich Matz.

Schließlich jedoch wurde die Kandidatur nach erheblichem juristischem und satzungstechnischem Hickhack akzeptiert.

Kursorisch fasste Dopheide die seit Februar durchgeführten Vorstandsaktionen zusammen: keine Lohnabrechnung, ein neuer Steuerberater, Ablehnung und Aufschub für eine Arbeitskraft beim durch das Job-Center wegen fehlender Legitimation, dafür intensive Aktivitäten bei der Vorbereitung des Töpfermarktes.

Kein Wort allerdings über die Kritik der Veranstalter der derzeit laufenden Ausstellung. Erst nach wiederholter Nachfrage dann eine ansatzweise Aussprache über Dopheides Rechenschaftsbericht.

Gleichfalls nach erheblichem Streit nur widerwillig akzeptiert die Vorstellung des Gegenkandidaten.

Olaf Grohmann, promovierter Historiker, 55 Jahre, hat sich in Springe vor allem durch seine Teilnahme an der Pottland-Ausstellung und das Netzwerk Industriekultur einen Namen gemacht. Der Wennigser ist Spezialist für Ausstellungs- und Museumsplanung, die er mit zwei eigenständigen Firmen betreibt. Großen Erfolg hatte Grohmann etwa dadurch, dass er für den seinerzeit recht heruntergekommenen Osterwalder Hüttenstollen das Museumsgütesiegel erringen konnte.

„Wir brauchen eine Professionalisierung des Ehrenamtes“, so Grohmann. Nur so könne eine Einrichtung wie das Springer Museum überhaupt überleben und die Chance haben Fördergelder zu bekommen. „Ohne eine gewisse Anzahl hauptamtlicher Kräfte geht es auch nach Auffassung des Museumsverbandes in keinem Fall.“

Auch die Stadt Springe müsse wieder stärker ins Boot geholt werden.

„Grohmann? Den kenne ich gar nicht“, so eine ältere Dame. Und Ulrich Matz startete eine scharfe Verbalattacke gegen Angelika Schwager. „Sie haben das alles inszeniert. Das ist ein Schuss aus der Hüfte. Sie haben doch keine Kraft mehr gehabt, und haben das jetzt aus dem Ärmel gezogen.“

Die ob dieses Angriffes sprachlose ehemalige Vorsitzende konnte angesichts dieser Anwürfe nur mit einem „Frechheit“ antworten. War Grohmanns und Geisslers Kandidatur vielleicht zu dilettantisch vorgetragen, so hatten Dopheide und Karkosch dagegen alles gut geplant und zogen plötzlich etliche Vollmachten von nicht anwesenden Neumitgliedern aus dem Ärmel.

So war dann Dopheides Wahl gesichert. Die Leiterin der Textilabteilung und Betreiberin des Musumscafés  wird nun die Aufgaben der ersten Vorsitzenden übernehmen. Gleichfalls mehrheitlich zur Stellvertreterin wurde die nicht anwesende Anita Oppermann, die erste Vorsitzende des Eldagser Bürgervereins, gewählt.

Hinsichtlich seines Konzepts für die Zukunft des Springer Museums hielt sich die neue Vorsitzende allerdings sehr  bedeckt. „Wir haben da Ideen, aber darüber reden wir noch nicht“, so ihre Auskunft auf eine entsprechende Nachfrage.

„Kompetenz ade, mit Beschränkung aufs operative Geschäft hat das Haus keine Zukunft“, so ein Mitglied enttäuscht. „Das ist heute viel mehr als bloß eine verpasste Chance. Das ist die Weichenstellung für den Niedergang.“

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