Zeilen Sprung – Das Redaktionsbüro

05042 - 504 008

info@zeilen-sprung.de

Warum will kaum noch jemand Fleischer werden?

Warum will kaum noch jemand Fleischer werden?

Mittwoch, 10. Mai 2017

Ihr Handwerk ist altehrwürdig und traditionsreich. Seit über 800 Jahren gibt es die Zunft, später Innung, der Bäcker, die der Fleischer ist nur wenig jünger. Doch auch ihre Fusion und ein neues Bäcker-Logo haben die Sorgen nicht weniger werden lassen. Geht es mit dem Nachwuchs der Bäcker seit kurzem wieder bergauf, so will kaum noch jemand das Fleischerhandwerk erlernen. Zu kleine Klassen zwingen die Hamelner Berufsschüler daher auf den Weg nach Hannover.

In einer Fusion mit den Schaumburg Innungskollegen sieht der geschäftsführende Obermeister der Bäcker, Thomas Wegener, daher einen unbedingt notwendigen Schritt. Doch die Gespräche stagnieren. „Auch eine darüber hinausgehende „Innung Weserbergland“ muss unser Ziel bleiben“, forderte Wegener jetzt auf der Innungsversammlung im Fleischereimuseum in Tündern.

14 aktive, inhabergeführte Bäckereien und sieben Fleischereien arbeiten unter den Dach der Innung. Fusion ja, aber Vieles sei von der Politik scheinbar nicht gewollt, mutmaßte ein Versammlungsmitglied. Eine Fusion mit Teilung und Konzentration der Aufgaben sei unabdingbar. Mehrfach fällt das Wort von der „Kirchturmspolitik“.

„Unsere Schwerpunkte sind Qualität und Ausbildung“, stellt Wegener klar. Anti-Fleisch-Kampagne und vegane Bewegung sieht er gelassen. „Vegan, glutenfrei, ohne Weizenmehl, bei der Herstellung von Brot und Wurst ist vieles möglich.“ Am Ende entscheide nicht der Modetrend, sondern die Qualität über den Erfolg. „Satt werde ich an jeder Ecke, uns geht es um das Lebensgefühl, die regionale Identität und die persönliche Kundenbindung“, so der 49-jährige Bäckermeister.

Die Verpflichtungen und Belastungen neben der Arbeit im Betrieb sind groß: Vor- und Nachbereitung von Prüfungen etwa verursachen nicht unerheblichen Aufwand und Kosten. Die Emmerthaler Bäckermeisterin Beate Diers bildet seit dreieinhalb Jahren jungen Bäckernachwuchs an der Elisabeth-Selbert-Schule aus. „Eine hervorragende Kooperation“, lobt Wegener das teils unentgeltliche Engagement der Lehrkräfte bei Prüfungen.

Zu deren Finanzierung sollten  auch die nichtausbildenden Betriebe beitragen, so die Versammlung. „Unsere Absolventen wünschen sich außerdem eine festliche, mit den Abi-Feiern vergleichbare Form der Freisprechung“, so Kreishandwerksmeister Wilhelm Bente. Wenn man die Lasten auf mehrere Schultern verteile, dann sei die Perspektive gut, das ist die  Mehrheitsmeinung.

Information und Werbung in Grundschulen und Kindergärten, aktive Berufsorientierung bei Jugendlichen. „Das kann und wird sich nur langsam entwickeln“, wissen die beiden Obermeister. Dennoch: trotz vieler Probleme schimmert beim Bäcker- und Fleischerhandwerk im Landkreis der einst goldene Boden noch immer durch.

Weitere Einträge