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Gartenidyll hinter Klostermauern

Gartenidyll hinter Klostermauern

Sonntag, 28. Mai 2017

Wer Äbtissin Katrin Woitack durch die quietschende eiserne Pforte mit dem kleinen Schild „Zutritt verboten“ folgt, der taucht ein in ein kleines, sorgsam umhegtes Gartenparadies. Seit langer Zeit hat das Stift jetzt wieder einmal seine Gärten der Öffentlichkeit präsentiert.

„Hier ist nichts mehr original“, so Katrin Woitack über die 955 gegründete Klosteranlage. Immer wieder sind die Gebäude überbaut, abgerissen oder ergänzt worden. Dennoch zeichnet sich das Ensemble durch eine eindrucksvolle Vielfalt aus: das imposante Westwerk, der ehemalige Nonnenschlafsaal, das Kirchenschiff, der Kreuzgang, das Haus der Äbtissin, gleich gegenüber ein Reitstall, und eben die Gartenanlagen.

Die sind in aufwändiger und kostenintensiver Arbeit im vergangenen Jahrzehnt saniert worden. „Vor zehn Jahren ist etwa der Abteigarten nach erhaltenen alten Fotos wiederhergestellt worden“, berichtet Katrin Woitack den zahlreichen Besuchern, die zur Führung durch die Gärten ins Stift gekommen sind.

Ganz im Stile der im 19. Jahrhundert überaus populären englischen Landschaftsgärtnerei habe man seinerzeit auch nach Fischbeck viele Exoten gebracht. Allerdings mit negativen Folgen für die Insektenwelt. „Die locken nur 400 erschiedene Arten an, heimische dagegen über 1000“, sagt Woitack. In der Neuplanung und Sanierung der teils sehr verwilderten Gärten habe man deshalb die Kriterien verschieben müssen. „Hier kommt jetzt nur das noch rein, was auch in unsere Landschaft gehört, erläutert Woitack ihren Besuchern. Konsequent werde nach einem Sanierungsplan „das weggenommen, was hier nicht hingehört“, stellt die Äbtissin klar. Doch auch anderes bereitet große Sorgen. Der prächtige, riesengroße Ahorn, der das Bild im Abteigarten dominiert, ist mausetot. Sorgenvoll streicht Woitack fast liebevoll über die wuchernden Überwölbungen des Stammes. „Leider müssen wir die wegnehmen“, sagt sie.

Auch andere Bäume haben ihr Lebensalter erreicht. „Bäume sind nicht unsterblich“, seufzt Woitack. Nur die alte, fast tausendjährige Eibe, die sogar den Orkan Kyrill überstanden hat, scheint davon unbeeindruckt.

Drei Süntelbuchen aus dem Arboretum in Nettelrede sollen neu angepflanzt werden. „Die sind einerseits biologisch eine Besonderheit, aber es gibt sie andererseits nur bei uns“, erklärt Woitack mit spürbarer Vorfreude.

Neben der vom Lionsclub wieder hergerichteten Mauer grünt und blüht es. „Wir haben uns bemüht, die Blühreihenfolge in den Rabatten in einer bestimmten Farbfolge zu gestalten“, sagt Woitack. „Von Blau über Violett bis zu Pink und Rosa.“ Die Gäste der Führung zeigen sich beeindruckt.

Im sorgsam gepflegten Kräutergarten nebenan stöbert Dietlind Rank mit den Besuchern durch die 67 verschiedenen Kräutersorten, die dort angepflanzt sind. „Meist Küchenkräuter, die frisch fürs Essen genutzt werden“, erklärt sie. Eisenkraut und Engelwurz, Lungenkraut und Weinranke, die Kräuter wecken das rege Interesse von allem der Hobbygärtner unter den Besuchern.

Die wissen, „dass das alles mit richtig viel Arbeit verbunden ist“, wie Katrin Woitack erklärt. „Heckenschneiden, Rasenmähen und vieles mehr.“ Eine Mühe freilich, die sich lohnt, denn das kleine Paradies hinter Klostermauern macht nach der Sanierung einen überaus stimmigen Gesamteindruck einer frühlingshaften Gartenwelt, die sich harmonisch ins Gesamtensemble des Stifts einfügt.

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