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Arche-Premium-Konzert in Bad Pyrmont

Arche-Premium-Konzert in Bad Pyrmont

Montag, 29. Mai 2017

Konzertfreund Dr. Kai Bodien ist restlos begeistert. „Ein echtes Highlight. Das sind nicht bloß ad hoc aus einem Orchester herausgezogene Musiker.“ Ein Eindruck, den wohl alle Besucher des 27. Premium-Konzertes der „arche-Kammermusik“ teilten. Mit dem „Noah-Streichquartett“ mit Alexandra Psareva und Michael Stürzinger, Violinen, Erik Wenco Xu, Viola und Bettina Bertsch, Violoncello, gastierten vier Mitglieder der NDR-Elbphilharmonie diesmal nicht im Konzerthaus, sondern im Kurtheater. Das Noah-Quartett ersetzte dabei das aus Krankheitsgründen ausgefallene Evrus-Klaviertrio.

„Noah und „arche“, das passt doch“, stellte Arndt Jubal Mehring mit einem Schmunzeln fest. Durch seine Kontakte hatte Mehring das Quartett nach Bad Pyrmont verpflichten können. Obwohl wohl wegen des Sommerwetters nur knapp 50 Besucher ins Kurtheater gekommen waren, das diesmal als Ausweichquartier für das Konzerthaus herhalten musste, präsentierte das Noah-Quartett unter dem Titel „Ziemlich beste Freunde“ eine Sternstunde der Kammermusik. Schon in Haydns Streichquartett g-moll op. 20/3, dem „innovativsten seiner sechs Sonnenquartette“, so Mehring, entfalteten die Musiker ihr außergewöhnliches Talent. Vor allem die Gestaltung der Pianissimo-Passagen erwies sich dabei als schlichtweg kongenial, in den Crescendi und Decrescendi schmolz das Quartett zu einem homogenen Klangkörper zusammen, und im dritten, langsamen Satz erreichten die Musiker nicht zuletzt wegen ihres Vermögens Pausen hörbar zu machen, eine existentielle Tiefe ohne jedweden Anflug von Sentimentalität oder hier sonst vielfach zu hörender Überakzenturierung.

Das war fraglos Haydn in Perfektion oder, flapsig gesagt,  ganz großes Kammermusikkino.

Nur mühsam konnte das Publikum nach dem furiosen Finale des ersten Satzes von Tschaikowskys „Streichquartett Nr. 1 D-Dur op. 11“ einen spontanen Begeisterungsapplaus unterdrücken, nur um gleich darauf zu erleben, wie exzellent etwa Alexandra Psareva das Quartett führte, in blindem Verständnis im zweiten Satz musikalische Dialoge voll intensiver Zartheit inszenierte und bei den Zuhörern im Kurtheater fast jene Emotionen wachrief, die Leo Tolstoj während des „Andate cantabile“ an einem Abend im Jahr 1871 übermannten. Dessen Tränen veranlassten Tschaikowsky den zweiten Satz später noch einmal für Violoncello und Streichorchester zu bearbeiten.

Tschaikowsky und Brahms, am gleichen Tag geboren, dennoch Antipoden, „ziemlich beste Freunde“ also. Auch in Brahms „Zangengeburt“, dem „Streichquartett a-moll op. 51/2“ ließ das Noah-Quartett in exzellenter Technik und mit einer Spielfreude sondergleichen die Kontraste der beiden deutlich werden. Daran wird nicht nur die 97-jährige Dame in der ersten Reihe, sondern auch der siebenjährige Onno Lohmann, der jüngste Konzertbesucher, seine helle Freude gehabt haben.

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