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Oh, diese Männer

Oh, diese Männer

Donnerstag, 25. Januar 2018

„Oh, diese Männer“ stöhnen Betty, Vera und Simone. Die Frauen-WG hat von Machos und Paschas die Nase voll und will den Jahrestag ihres männerfreien Zusammenlebens feiern. Da klingelt Nachbar Bruno plötzlich an der Tür. Der will nur mal telefonieren, aber dann…

 

Bild: Brigitte Kolde verwöhnt den männlichen Gast (Ulrich Marten)

Mag sein, dass das Stück der französischen Autorin Françoise Dorin seine Längen und Schwächen hat. „Die Auswahl der Stücke richtet sich notgedrungen immer nach dem zur Verfügung stehenden Personal und ist nicht billig“, so Regisseur Ulrich Schneider. Fast die gesamte Einnahme der Doppelveranstaltung gehe für Tantiemen drauf. Dennoch durften sich Bühnenchefin Brigitte Kolde und ihre Mitspieler am ersten Abend über mehr als 80 und am Sonntagnachmittag über ein ausverkauftes Haus freuen.

Das Quartett Brigitte Kolde, Birgit Krupka, Birgit Deumlich und Ulrich Marten reicherten den vierteiligen Schwank dann auch mit viel Spielfreude an und deckten dessen Längen mit herrlichem Witz zu. Die drei ganz unterschiedlichen Charaktere wurden in einer ausnahmslos textsicheren Präsentation überzeugend herausgearbeitet. Da geriet selbst eine kleine Irritation zu einem Riesenspaß und das Publikum geizte nicht mit Abgangsapplaus nach besonders gut gelungenen Szenen rund um den Wohnzimmertisch der Damen-WG.

Die Akteure: Birgit Kupka herrlich mit schnarrender sonorer Stimme, auch Birgit Deumlich und Brigitte Kolde mal mit Ernst, mal mit Witz, stets überzeugend. Herausragend aber Ulrich Marten als Nachbar Bruno, der trotz leicht verrutschter Perücke vor allem durch seine gekonnte Mimik Lacher erntete, aber auch immer wieder durch einen trockenen, lakonischen Witz für heitere Stimmung im Publikum sorgte.

„Gutes Schauspiel. Aus den einstigen Laien sind richtig gute und erfahrene Schauspieler geworden“, bestätigte dann auch ein Zuschauerehepaar an einem der vielen Tische im Theatersaal.

Dass der kuschelig warm war, war dem neuen Besitzer Marino di Tullio zu verdanken. „Da ist viel gemacht worden und das ist eine tolle Unterstützung“, stellte auch Jugendmusikschul-Geschäftsführer Andreas Seidel fest. „Prächtig und zufriedenstellend“, so sein Fazit des Abends. Mit der Ausstattung des Saals und der Ensembleleistung könnten nun die Niedersächsischen Theatertage im September ruhig kommen, waren sich Kolde und Seidel sicher. Mit dem Theatersaal am Wall sei man dabei – hoffentlich mit aktiver Unterstützung der Stadt – für Bad Münder in diesem Bereich ein „neues kulturelles Standbein“ zu schaffen, betonte Seidel.

Jahreshauptversammlungen, Konzerte, Tagungen, alles das sei an diesem Ort möglich. Mit ihrem neunten Stück hat die Deister-Süntel-Bühne gezeigt, dass durch Engagement, Spielfreude und Witz auch weniger starke Stücke aufgepäppelt werden können. Und so etwas gelingt nur, wenn man die Schauspielkunst wirklich gut beherrscht. Die Niedersächsischen Theatertag werden zeigen, dass sich die Kolde-Truppe in dieser Hinsicht nicht zu verstecken braucht.

 

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