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Zwillings-Konzert im Schaafstall

Zwillings-Konzert im Schaafstall

Donnerstag, 04. Juli 2019
Bild: Die beiden jungen Pianistinnen begeisterten das Schaafstall-Publikum

Mag sein, dass Ernst Jürgen Kirchertz´ Befürchtung, der Begriff „Sternstunde“ würde im Zusammenhang mit Schaafstall-Konzerten „vielleicht zu inflationär“ verwendet, zutrifft. Der fulminante Auftritt der beiden Schwestern Ani und Nia Sulkhanishvili jedoch muss einfach dieses höchste Prädikat verliehen bekommen.

Die beiden 30-jährigen eineiigen Zwilling präsentierten mit Stücken von Beethoven, Bach, Brahms, Schobert, Dvorak und Smetana nicht nur ein spektakuläres Programm, sondern erstaunten das trotz Sommerhitze reichlich erschienene Publikum mit einer technisch eindrucksvollen Darbietung.

„Wir sind eins, Technik, Emotion und Intellekt“, erklärten die beiden. Sie verstehen sich ohne Worte, die vier Hände verschmelzen zu einem klangerzeugenden Organ. Beide bewegen sich fast synchron und produzieren Klänge von allerhöchster Intensität. Ein Blick auf die Aktionen des Duos beantwortet die Frage, ob beide wirklich zwei sind.

Auch spontane Aktionen auf der Bühne entsprängen einem gemeinsamen Gedanken, erklärt Ani, oder ist es Nia? Dabei wussten die beiden lange nicht um ihre Fähigkeit. Erst bei einem Konzert in Moskau, als alle Mitbewerber an einer bestimmten Stelle scheiterten, feierten die Zwillinge ihren ersten großen Erfolg.

„Wir haben den Gedankenflow des anderen im Kopf, wir fühlen unsere Hände als eins“, sagen sie. Alles das passiere intuitiv. „Das ist eine Magie zwischen uns“, erklären sie das Phänomen.

Dabei haben beide außer ihrer Leidenschaft für Klaviermusik ansonsten einen völlig unterschiedlichen Musikgeschmack.

Im „Schaafstall“ erlebten die Konzertbesucher im herabgekühlten Raum dann in der Tat eine Klavier-Sternstunde. „Selbst alte Klavier-Freaks zeigten sich überrascht, entwaffnet und nahezu betört“, kommentierte Ernst Jürgen Kirchertz das Konzert-Ereignis.

Als Kontrapunkt zum Lieblingsstück von Nia, Smetanas sehr laut interpretierter „Moldau“, gab es eine berührende und in ihren Kontrasten extreme Schubert-Sonate, in der das sanglich-romantische Leitmotiv immer wieder über plötzliche Brechungen und Abgründe sowie schmerzliche Dissonanzen beruhigte.

Als Zugabe dann die „Suite für Ani und Nia“ des Komponisten Vaja Azarashili. Romantisch, locker, mit etwas Swing und Caféhausmusik.

Vor dem Klavier saßen übrigens vier Personen, denn auch der Nachwuchs der schwangeren Ani dürfte akustisch an dieser Sternstunde der Klaviermusik teilgenommen haben. Zwillinge natürlich.

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