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Traktorpulling in Esperde

Traktorpulling in Esperde

Donnerstag, 15. August 2019
Bild: Das Wettkampffeld bei Esperde

Die riesigen Windkraftanlagen auf den Hügeln im Ilsetal sind Hightech und bilden einen reizvollen Kontrast zu dem, was sich auf dem großen Feld zu ihren Füßen abspielt. Drei Tage lang kämpften dort Traktoren aus der Anfangszeit der Motorisierung der Landwirtschaft in elf Klassen um den Sieg im „Treckertreck 2019“. Ausrichter der zum vierten Mal in 17 Jahren organisierten Veranstaltung ist die „Interessengemeinschaft Traktoren und Nutzfahrzeuge Esperde und Umgebung“. „Uns gibt es seit 2002 und wir haben derzeit 198 Mitglieder sowie 60 bis 80 Trecker“, sagt Heinz-Helmut Köhler. Der 61-jährige Kfz-Mechatroniker leitet den anlässlich der 850-Jahrfeier von Esperde gegründeten Verein. „Wir wollen historisches Kulturgut erhalten und Alt und Jung zusammenbringen“, so Köhler zum Vereinszweck.

Mit Erfolg, denn die drei Tage des Esperder „Treckertrecks“ haben Volksfestcharakter. Auch ein heftiger Regenguss am Eröffnungstag konnte die aus mehreren Landkreisen angereisten Treckerfreunde nicht schrecken.

Während im Mekka des Traktorpulling-Sports, dem kleinen Örtchen Wahrendahl an der Weser, Baumstämme einen Hang hinaufgezogen werden, muss auf dem flachen Feld bei Esperde ein 4,5 Tonnen schwerer Zugschlitten im Idealfall 50 Meter weit bewegt werden. „Dann gibt es den umjubelten Full Pull“, sagt Zuschauer Richard Stielicke. Der 70-jährige Motorrad- und Trecker-Fan ist extra aus Gronau bei Elze herübergekommen. Köhler erklärt den Wettkampfmodus: „Ein Gewicht drückt den Schlitten zunehmend auf die Erde, so dass Leistung geliefert werden muss.“

Und die ist in teils ohrenbetäubendem Geknatter zu hören. Die Luft ist erfüllt von den kontrollierten Explosionen der archaischen PS-Monster mit 35 bis 55 PS und einem Hubraum um die 10 Liter. So wie der Lanz Bulldog 5016 von Philip Harms aus Abbensen bei Peine, der sich gefühlvoll gefahren, laut knatternd erst nach 31,52 Metern mit seinen gewaltigen Hinterrädern in den leicht matschigen Untergrund eingräbt und die Traktion verliert. „Es geht um ein sanftes Ziehen mit viel Gefühl“, erklärt der Fahrer. „Von allen Treckern bringen die Glühköpfe der Bulldogs die höchste Leistung.“

Mit seinem „Ursus“ ist auch Vereinschef Köhler in der Königsklasse der Bulldogs am Start.  – und distanziert Erich Heupel und dessen Lanz mit gut 20 Zentimetern Vorsprung auf Platz 2, Harms kommt mit weiteren 30 Zentimetern Rückstand auf den dritten Platz. Zentimeter entscheiden am Ende die Schlacht der Bulldogs.

Aber auch andere Traktorenlegenden lassen in vielen Läufen die Herzen der vielen Tausend Fans, die an diesen drei Tagen nach Esperde kommen, höherschlagen. Klangvolle Fabrikate sind am Start: Hanomag, Ford, Fahr, Deutz, VEB Fortschritt, Massey Ferguson.

Die große Parade der neben der Wettkampfbahn am großen Festzelt ausgestellten historischen Treckerschätzchen begeistert Jung und Alt. Etwa der aus dem Jahr 1934 stammende MIAG, ein Scheunenfund, den eine Liebhaberin restauriert und zum Leben erweckt hat. „Der läuft zwischen 15 und 17 Stundenkilometern, das war damals optimal im Gegensatz zum Betrieb mit Pferdefuhrwerken“, erklärt Köhler. Nur 1600 Exemplare seien davon gebaut und von der Wehrmacht als Schlepper genutzt worden. „Das seltenste Teil der Treckertage“, freut sich Köhler und feiert mit Freunden seinen Erfolg in der Königsklasse der Trecker-Titanen.

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