360 Grad Schlesien
360 Grad Schlesien
Sonntag, 27. März 2022
„Ja, uns Schlesier gibt´s noch und wir wachsen“, stellte der Bundesvorsitzende der Vertriebenenorganisation, Stephan Rauhut erfreut fest. Der Chef der in Königswinter residierenden Landsmannschaft Schlesien, dessen Eltern in Springe leben, stellte vor mehr als 30 Gästen in der Pizzeria Uno den halbstündigen Film „360 Grad Schlesien – ein Land, das verbindet“ vor. Den hatte der ZDF- und WDR-Journalist Marius Reichert mit Unterstützung des Patenlandes Niedersachsen an verschiedenen Drehorten in Schlesien produziert. Entstanden ist ein Kulturfilm, der nicht nur wundervolle Kulissen wie die Altstadt von Görlitz, die Friedenskirche in Jauer oder Schloss Lomnitz zeigt, sondern auch junge Menschen aus Breslau, die Schlossherrin Elisabeth von Küster oder den schlesischen Bäcker Tschiersch aus Klein-Neudorf zu Worte kommen lässt. Und natürlich dürfen auch Kindertanzgruppen in schlesischer Tracht nicht fehlen.
„Wir zielen damit vor allem auf die Generation der Enkel und Ur-Enkel der Vertriebenen ab und suchen mit diesen Formaten neue Zielgruppen,“ so Rauhut. Schlesien sei „ein Land mit zwei Identitäten im Herzen Europas“, die Landsmannschaft wichtiger Mittler und Ansprechpartner im deutsch-polnischen Verständigungsprozess. Zwar habe „der Erinnerungstourismus naturgemäß stark nachgelassen“, doch wachse auf beiden Seiten „das Interesse am gemeinsamen Kulturerbe“.
„Gerade unsere jungen Leute sind verstärkt auf der Suche nach ihren Wurzeln“, so der Bundesvorsitzende.
Gerade die Begegnungen junger Menschen gelte es daher zu fördern. Kritisch äußerte sich Rauhut allerdings auch zur Kürzung der Mittel für den Unterricht der deutschsprachigen Minderheit durch die polnische Regierung und deren Begründung, es gäbe ja auch in Deutschland keinen Unterricht in polnischer Sprache.
„Wir wollen in der Breite sichtbar bleiben“, so Rauhut, der eine landsmannschaftliche Organisation in Springe anregte. „Flucht und Vertreibung sind schon in den Lehrplänen vieler Bundesländer verankert, aber das ist noch zu wenig.“ Es gelte die gemeinsame Vergangenheit aufzuarbeiten und mit der Verjüngung den Weg in eine gemeinsame europäische Zukunft fortzusetzen, gerade vor dem Hintergrund der momentanen politischen Lage.