Zeilen Sprung – Das Redaktionsbüro

05042 - 504 008

info@zeilen-sprung.de

Diamant-Konfirmation

Diamant-Konfirmation

Sonntag, 28. März 2010

konwebDiamantene Konfirmation in Nettelrede

Norbert Görlich hat einen ganzen Aktenordner voll mit alten Fotos, Namen und Adressen, Briefen und Dokumenten über jene Nettelreder und Luttringhäuser, die in den Jahren 1949 bis 1951 dort konfirmiert wurden und jetzt ihre „diamantene“ Konfirmation feierten. „Wir haben drei Jahrgänge zusammengefasst, weil wir damals auch alle in einer Klasse unterrichtet worden sind.“ In eben diesem Klassenraum im heutigen Nettelreder Pfarrhaus trafen sich die zwischen 1934 und 1936 Geborenen nach Sonntagsgottesdienst und Mittagessen in der Rohmelbadgaststätte zum Kaffeeplausch wieder.

Bild: Die Konfirmandinnen des Jahres 1951 nach der bestandenen Prüfung. Aufgenommen mit einer alten Kodak-Box.

„Es sollte genau dieser Raum sein“, so Görlich, „denn mit dem verbinden wir viele Erinnerungen.“

Gut 40 Einladungen hatte der rührige Katholik, der für seine evangelischen Mitschüler das Treffen organisiert hat, in alle Welt verschickt. „Die aus Neu-Mexiko und Kanada sind natürlich nicht gekommen, aber viele haben weite Anreisen aus Deutschland auf sich genommen: Leverkusen, Düsseldorf, Freiburg, Telgte.“ Das Gros aber ist der Heimatregion treu geblieben und gedachte im gemeinsamen Gottesdienst der mittlerweile 14 Verstorbenen.

Die Resonanz sei gut, 23 Konfirmanden seien gekommen, was nicht zuletzt auf die gute Pflege der Kontakte zurück zu führen sei, so Görlich.

Die gemeinsamen Erinnerungen sind noch nicht verblasst: an den damaligen Pastor Hermann Mühle etwa, dessen zwei Söhne im Krieg bleiben, und natürlich an die damaligen Lehrer. „Oh, der eine ist im Gesangsunterricht immer mit dem Geigenstock über die Bänke gefegt und hat ´Ihr verfluchten Lausebengel´ geschrieen, weil wir den Mädchen, die vorne saßen, an den langen Zöpfen gezogen haben“, erinnert sich der 1936 geborene Günter Kühn. Natürlich habe es „dann was gesetzt“, das sei „damals eben so gewesen“.

„Wir waren bis zu 56 Schüler aus drei Jahrgängen in einer Klasse“, fügt ein anderer Konfirmant hinzu. Eine schwere Zeit sicher, vor allem für die zumeist aus Schlesien ins Deister-Süntel-Tal gekommenen Flüchtlinge. Während die einen sich an eine gute Integration erinnern, haben andere die Schwierigkeiten mit der einheimischen Bevölkerung nicht vergessen. „Da hieß es schon mal ´Ihr Polenpack´ und so ähnlich, so Kühn, der aus dem ehemaligen Kreis Lauban stammt.

„Weißt Du noch…?“, unter den verblassenden Vorkriegsfoto von Pastor Hermann Mühle, seiner Frau und seinen Söhnen steigen Erinnerungen an eine schwere Zeit auf, die aber trotzdem keiner der „Diamantenen“ missen will.

Weitere Einträge