Schoormann liest …
Schoormann liest …
Sonntag, 11. April 2010
Jürgen Schoormann liest Patrick Süskinds „Der Kontrabass“
Jürgen Schoormanns Meinung ist unmissverständlich: wer nicht gut vorlesen kann, der sollte es lieber lassen. Nicht immer seien talentierte Autoren auch ebensolche Vorleser. Ob Patrick Süskind seinen einaktigen Monolog „Der Kontrabass“ gut vorlesen konnte, ist nicht bekannt, doch Jürgen Schoormanns Rezitation erfreute die rund 25 Zuhörer in der „Wanderscheune“ der Sanddornstuben in Flegessen.
Bild: Jürgen Schoormann bei seiner Lesung in den Sanddornstuben
Die 1981 entstandene Geschichte um den introvertierten Kontrabassisten habe Schoormann schon immer fasziniert. „Ich habe das vor Jahren mit Stefan Wigger im Theater Hameln erlebt und seitdem begleitet mich dieser Text“, so der ehemalige Schulleiter, der seinerzeit eine Sprecherausbildung bei Heinz Hilpert in Göttingen absolvierte.
„Später habe ich immer wieder Schülertheater gemacht, und so sind die Rezitationen eines meiner Standbeine geworden“, so Schoormann.
Das Wesentliche beim Vorlesen sei es, den Geist des Textes zu erfassen, aber zugleich auch die Perspektive des Zuhörers im Blick zu behalten. „Man muss beides zusammentragen“, erklärt Schoormann. „Stimmführung kann man trainieren, aber Textverständnis ist eigentlich das zentrale Element guten Vorlesens.“
Schon mit den ersten Worten zieht Schoormann die Zuhörer in seinen Bann. Süskinds Monolog des Kontrabassisten gestaltete er mal lebhaft und eindringlich, dann wieder mit einer Spur Ironie in der Stimme. Musikeinspielungen unterstützen Schoormanns Vortrag. „Ich habe etwas aus dem Text herausgestrichen, vor allem jene Passagen, in denen auf der Bühne etwas passiert.“ Stattdessen aktiviert Schoormann bei seinen Zuhörern die innere Bühne im Kopf.
Und auf der schlägt Süskinds Kontrabassist in seinem schallgedämmten Raum Töne an, die allmählich immer brüchiger werden. Der Musiker entpuppt sich als verzweifelnder Stubenhocker, der sein Instrument und seinen Beruf zutiefst hasst und seine Gefühle auf die junge Sopranistin Sarah projiziert. Die jedoch bemerkt ihn nicht.