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Akkordeonale

Akkordeonale

Dienstag, 20. April 2010

akkwebQuetschkommode, Schweineorgel, Schifferklavier oder Ziehharmonika. Die Namen, mit denen der Volksmund das Akkordeon belegt, sind zahlreich und fantasievoll. Doch das erst 1829 erfundene Instrument ist mehr als nur Bestandteil volkstümlich rustikalen Musikklamauks, ist längst in den Höhen konzertanten Kunstschaffens heimisch geworden.

Die ganze Vielfalt des Instruments, gleich ob chromatisch oder diatonisch, als Knopf- oder Tasteninstrument ausgelegt, demonstrierte der Niederländer Servais Haanen zusammen mit seinen vier Mitspielern beim „Internationalen Akkordeon Festival“ in der ausverkauften Sumpfblume.

Fünf Akkordeonisten aus fünf Ländern, von denen der farbige Mathematiker und Physiker Antonio Rivas aus Kolumbien den Reigen eröffnet. Der demonstrierte den „hammerharten“, rhythmisch ausgeprägten Staccato-Stil der Vallenato-Musik seiner Heimat und bereitete den Boden für den „Tango aus den finnischen Wäldern“, den die mit stilechter Pippi-Langstrumpf Frisur ausgestattete Johanna Juhola zelebrierte.

Vertrautere Klänge waren von Serge Desaunay zu hören, der die traditionelle französische Musette-Musik vom touristischen Kitsch gereinigt und schlichtweg zur Kunstform erhoben hat.

Folkloristisch und mit viel Tänzerischem im Blut sowie jeder Menge Jazz in den Tasten dagegen der Bulgare Petar Ralchev.

Und auch Servais Haanen, der hagere, kraushaarige Präsentator der „Akkordeonale“, erwies sich als virtuoser, vielseitiger Meister feiner Klänge mit viel Witz vor allem im Zusammenspiel mit dem Percussionisten Julius Oppermann. Mal im Stil einer Amsterdamer Straßenorgel, dann wieder zart poetisch, immer aber mit einer fantasievollen musikalischen Idee präsentierte er seine Musiker und das Instrument. „Das ist wie zwei Mundharmonikas hintereinander“, erklärte Haanen mit viel niederländischem Akzent, „das gibt zwei Töne, beim Ein- und beim Ausatmen.“

Als besonders reizvoll erwies sich die Ensembleleistung, zu der sich die Kölner Cellistin Johanna Stein gesellte.

Umrahmt von Percussion und Cello, mit überaus passablen Gesangseinlagen von Serge Desaunay, bewiesen die Musiker nicht nur ihr hohes technisches Können, sondern die Vielzahl der auf der „Akkordeonale“ zu hörenden Stile gab zudem einen Einblick in die sonst selten in dieser Form zu hörenden musikalischen Gestaltungsmöglichkeiten dieses faszinierenden Instrumentes.

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