Wahrens Gershwin
Wahrens Gershwin
Mittwoch, 21. April 2010
„Blauer Montag“ im TAB, der Studiobühne des Hamelner Theaters. Die verwandelte sich mit etwas Fantasie zwei Stunden lang in einen ganz in blau-orange getauchten New Yorker Club. Eine Bühne auf der Bühne, eine Bar, ein Piano, viele Damen, wenige Begleiter, an blau gedeckten Tischen beim Schein leicht kitschiger Elektro-Kerzchen. „Do it again!“ so der Titel der George-Gershwin-Hommage von Ulrike Wahren (Gesang) und Ehemann Daniel.
Der hat die Song-Klassiker mit Geschick und Fantasie in neue, reizvolle Arrangements gefasst und dabei reichlich Spielraum für Improvisationen gelassen. Die nutzt die stimmgewaltige, studierte Opernsängerin ebenso leidenschaftlich wie ihr Klavierbegleiter. Die Vokalsoli sind herausragend, und auch Daniel Wahren versteht sich auf fetzige Soli ebenso wie auf seinen Part als charmanter Conférencier. „Oh, ein Pianist, der sprechen kann“, stichelt die Ehefrau.
Zwischendurch allerlei Biografisches und Musikhistorisches über die Familie Gerschowitz, deren Söhne in den Staaten ihr Glück machten.
Ein Hauch von „The Fabulous Baker Boys“ weht durchs TAB und durchs Gemüt der rund 35 Gäste, wenn die Wahren zum „Embrace me, my sweet embraceable you“ ansetzt, in den leisen und sehr leisen Tönen ebenso sicher wie im Forte, das Gläser erzittern lässt.
„I got Rhythm“, „Fascinating Rhythm“, ein zaghaftes Mitschnips-Experiment im magischen Siebener-Rhythmus, vor allem aber ein unter die Haut gehendes “The Man I love” sind Ingredienzien eines fast perfekten Unterhaltungscocktails. Nur die eine oder andere Nuance des Englischen erweist sich als leicht unrund, um wirklich die Geschmacksnot „It´s marvellous“ zu bekommen.
Im zweiten Teil aber gelingt dann alles perfekt, setzt Ulrike Wahren mit „Someone to watch over me“ zum gesanglichen Höhepunkt dieses Abends an.
Noch einige Kabinettstückchen wie ein Gershwin à la Rap oder – noch immer sehr hörenswert – im akademischen Stil der großen Oper wie vor 20 Jahren, als sich Ulrike und Daniel musikalisch das erste Mal begegneten.
„Do it again!“ so das Motto des Abends, der mit „Stairway to Paradise“ und dem unvermeidlichen „Lady, be good“ als Zugabe endete. Keine Frage, dieser Gershwin-Cocktail hat gemundet. „Do it again!“