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Glasbläser zeigt seine Kunst

Glasbläser zeigt seine Kunst

Mittwoch, 28. April 2010

meierwebTrotz Höllenhitze eine „coole“ Sache

Aus dem kleinen leer stehenden Laden in der Oberntorstraße dringt ein furchterregendes Zischen. In einem Schmelzofen brodelt ein rötlich-weiß glühendes Höllenfeuer. „So etwa 1200 Grad“, erklärt Glasbläser Hans Harder vom Glasstudio Feuerhauch aus Petershagen-Lahde den aufgeregten Schülerinnen und Schülern der Klasse 2b der Grundschule Eimbeckhausen. Die sind eine von neun Klassen, die sich im Rahmen des Glasfestivals die Entstehung einer Glaskugel statt im Fernsehen einmal in Wirklichkeit anschauen wollen.

Bild: Hermann Meier zeigt Hauptschülern die Herstellung von Glasperlen

Mit großer Geduld lässt Harder jeden Schüler ein kleines Glas blasen. „Die Glasmasse besteht aus Altglasscherben optischer Gläser, die hier quasi recycled werden“, so der 49-Jährige. Jeder Schüler darf sich eine Farbe aussuchen, in die der heiße Klumpen dann kurz getaucht wird, bevor er mit viel Kraft und Gefühl angeblasen wird. „Die Farben bestehen aus Basisglas mit Metalloxyd, absolut ungefährlich“, beruhigt Harder.

Während die achtjährige Lena aus Nienstedt ihre Scheu überwindet und ihre Glaskugel Gestalt annimmt, erklärt der siebenjährige Jona, worauf es ankommt: „Da musst Du pusten und auch noch dreh´n.“ Für Jona ist klar, so ein Höllenfeuer aus dem Glas gemacht wird, ist eine „coole“ Sache.

Rund ein Kilo Flüssigglas schluckt der Schmelzofen pro Stunde. „Glasblasen ist eine Sache der Konzentration“, so Harder, „da dürfen Sie an nichts anderes denken.“

Ein paar Läden und nur wenige Schritte weiter weiht Glasexperte Hermann Meier eine zehnte Klasse der Hauptschule in das Geheimnis der Glasperlen-Herstellung ein. Der ehemalige Lehrer an der Berufsschule Rinteln hat ebenfalls einen Schmelzofen, allerdings in einer Art Taschenausgabe, aufgebaut, in dem ein Bunsenbrenner fertige Glasstäbe, so genanntes „Halbzeug“, bei 700 Grad zum Schmelzen bringt. „Es kommt darauf an für die teigige Konsistenz des geschmolzenen Glases ein Gefühl zu bekommen und das um einen kleinen Stab zu wickeln“, erklärt Meier. „Die Damen bitte auf die Haare aufpassen!“ warnt er. Nein, die Finger verbrenne man sich nicht, Glas sei ein sehr schlechter Wärmeleiter.

„So was bekommen die Schüler sonst nicht zu sehen“, so die begleitende Lehrerin Ulrike Dey.

Wenig später bestaunen die Schüler beim Juwelier in er Marktstraße fertige Glasketten, in deren Herstellung sie Astrid Klettke aus Bad Oeynhausen einweist. Sie stellt hochwertige Kolliers in der aus den USA stammenden Fusing-Technik her.

Vor allem die jungen Damen können sich an den farbigen Kostbarkeiten kaum satt sehen. Ob ihr Süleyman (17) vielleicht einmal so eine schöne Kette schenken wird? So mag sich die 16-jährige Rosa fragen. Das allerdings war wohl die einzige Frage, die an diesem Morgen unbeantwortet blieb.

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