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Wege durch das Land

Wege durch das Land

Sonntag, 06. Juni 2010

wegewebBereits beim Eintreffen der Gäste per vierspänniger Reisekutsche im Schlosshof zu Hämelschenburg stellte sich die „neue alte Langsamkeit“, jene Sinn und Geist öffnende Entschleunigung, ein, die als Leitthema über der diesjährigen, seit langem ausverkauften Doppelveranstaltung der „Wege durch das Land“ stand.

Die gehen 2010 in ihre zweite Dekade. „Es geht uns diesmal unter dem Motto „Mehr als Zeit besitz´ ich nicht“ Vorstellungen von Zeit, Lesen, Aufbruch und Aufenthalt“, so die Initiatorin Dr. Brigitte Labs-Ehlert. Äußere und innere Zeit flossen im Charlottensaal des Schlosses Hämelschenburg dann auch sehr stimmig zusammen, wirkte doch dessen Ambiente gleichermaßen anregend wie entspannend, und machte bereit für Hans-Michael Rehbergs Lesung aus Botho Straußens Roman “Vom Aufenthalt“. Nicht ohne Bewegung folgten die Zuhörer Strauß an jenen Punkt, an dem Zeit nicht linear, sondern nur als Pause erfahrbar wird, folgten zustimmend der Kunde von verschüttetem, eher in Mythen und Legenden als in den Speichern des Informationszeitalters angelagerten Wissens.

Mit dem Erodieren des kulturellen Gedächtnisses in Europa beschäftigte sich der Publizist und Kulturhistoriker Manfred Osten in seiner Rede zu Schillers „Die ästhetische Erziehung des Menschen zur Langsamkeit“. Für Goethe das „Sich-nicht-mehr-erinnern-wollen“ an das „Vortreffliche“ der eigentliche Grund für die Barbarei der Guillotine gewesen. Eine Diagnose, so Osten, deren universale Tendenz wir erst heute, im Zeichen der Globalisierung, zu erkennen beginnen.

Eine musikalisch mitreißende Zeitreise im überaus stimmigen Gesamtkonzept der Doppelveranstaltung unternahm der Pianist Markus Groh, der auf einem Nachbau des original „Steinway Kitchen Piano“, dem ersten von Heinrich E. Steinway gebauten Konzertflügel von 1836, Werke von Chopin, Schumann und Schubert spielte.

Mehr als 360 Besucher drängten sich dann am Sonntag zum zweiten Teil in der Konzertscheune Hämelschenburg, um mit Susanne Lothars Handke-Lesung sowie der Autorin Ilma Rakusa, Markus Groh und dem Oboisten Albrecht Mayer zwei weitere literarische und musikalische Höhepunkte der „Wege durch das Land“ zu erleben.

Nächster Halt der „Wege“ ist am 19. Juni ab 18 Uhr im Stift Fischbeck. Dann geht es um „Zarte Botschaften von Liebe und Reinheit“.

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