Steinbruch-Open-Air
Steinbruch-Open-Air
Montag, 02. August 2010
Carl Ludwig Hübsch Trio im Völksener Steinbruch
„Nehmt Eure Stühle mit, öffnet Herzen und Ohren und hört Euch das an!“ hatte Eckhart Liss, der künstlerische Leiter des Vereins „Kunst und Begegnung Hermannshof“, die rund 150 Gäste im „Haus im Park“ aufgefordert. Die stiegen stuhlbewehrt und erwartungsfroh die 48 Stufen hinab zum neuen Spielort in der Schlucht des ehemaligen Steinbruchs. Ihr Weg führte sie dabei durch die jetzt dort dauerhaft installierte Stahlskulptur „Ein Neuer Ort“ des Paderborner Künstlers Wilfried Hagebölling. Und eben die sollte beim ersten „Hermannshofer Steinbruch-Open-Air“ eine zentrale Rolle spielen.
„Carl Ludwig Hübsch Trio? Kennt doch niemand“, hatte Liss geflachst. Was für Musik die machen? „Kaum zu beschreiben.“ Was die Besucher beim ersten Konzert am „grünen Spielort“ zu hören und zu sehen bekamen, war ein sinnlich-sinnvolles Konglomerat improvisierter Versatzstücke Neuer Musik, intelligent verfremdeter Jazz-Motive und neuer europäischer Blasmusik. „Skurril, schräg, verrückt, so ganz anders“, lauteten die Kommentare der Besucher. Die einen zeigten sich amüsiert, andere irritiert, alle jedoch fasziniert von diesem zirkushaft-surrealistisch anmutenden Blasmusikspektakel.
Der Kölner Carl Ludwig Hübsch (Tuba), Posaunist Wolter Wiebos aus Amsterdam und der spindeldürre Hannoveraner Matthias Schubert (Saxophon) bezogen Hageböllings Stahlplatten fantasievoll in ihr Spiel ein, funktionierten die drei rostbraunen Metallkolosse zu einer beweglichen Theaterkulisse um, in der sie ihr musikalisches Versteckspiel effektvoll und mit offenkundlicher Spielfreude inszenierten. Das war – zumeist atonale – Blasmusik als Theater sichtbar gemacht, mit viel Gespür für Überraschungen, mal mit reichlich chaplineskem Trara, mal als Filmmusik ohne Bilder, dann wieder scheinbar aus dem ohnehin zumeist nicht vorhandenem Rhythmus und Takt geratend. Liss, selbst ambitionierter Flötist und Experte in Sachen Neuer Musik, kommentierte begeistert: „Die hat die heilige Spielwut erfasst.“
„Kaum zu fassen, dass an diesem ungewöhnlichen Ort durch die virtuose Kommunikation der Drei ein Zusammenklang von Natur, Musik und bildender Kunst zustande kommt. Einfach fantastisch!“ brachte ein Konzertbesucher das rund einstündige Konzert- und Kunstspektakel auf den Punkt.