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Solovushki

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Donnerstag, 12. August 2010

russchweb1Flucht vor der russischen Feuerhölle

Vom Garten des evangelischen Freizeit- und Tagungshauses in Klein Süntel klingen die melancholischen Volksweisen hinüber zum langsam in abendlicher Dunkelheit versinkenden Süntelwald. Die Volkstanzgruppe „Solovushki“ aus Bryansk hat zu einem Folkloreabend eingeladen. Zum „Grillabend für Russlandfreunde“ sind zumeist Gäste gekommen, die eine besondere Beziehung zu Russland haben, sei es, dass sie mit Russinnen verheiratet sind, oder als Künstler das Land mehrfach bereist haben. So wie der Hamelner Maler Heinz H. Wattenberg.

Drei Wochen lang halten sich zwölf junge Damen und ein Musiker auf Einladung des „Paritätischen“ im Landkreis auf, singen und tanzen in verschiedenen Einrichtungen wie Krankenhäusern, der Lebenshilfe und Altenheimen.

„Diese Besuche gibt es seit zehn Jahren“, so der Geschäftsführer des „Paritätischen“, Norbert Raabe. Die Besuche seien Teil der sei 20 Jahren bestehenden Kontakte nach Bryansk. „Es ist auch ein Stück Sozialarbeit, denn die jungen Damen kommen aus einem Arbeiterstadtteil und die Leiterin Olga Malina betreut sie und gibt ihnen auch Musikunterricht.“ So wird die Sozialarbeit zur musikalischen Ausbildung.

Manche der jungen Damen sind im Jahre der Tschernobyl-Katastrophe geboren. „Deshalb haben sie teilweise ernste gesundheitliche Schäden, sei es an den Augen, der Schilddrüse oder Asthma“, so Olga Malina.

Die Feuerkatastrophe hätte schon vor ihrer Abreise begonnen, so die Pädagogin, doch seien sie in ihren Gedanken oft daheim und machten sich große Sorgen. Besonders die Bedrohung nuklear verseuchter Gebiete jage ihnen große Angst ein. „Andererseits sind wir sehr dankbar, gerade zu diesem Zeitpunkt hier sein zu können. Hier können wir frei atmen und es ist auch nicht so heiß“, erklärt die Ensemble-Leiterin. Und so klingen an diesem Abend fernab von der russischen Feuerhölle fröhliche und traurige Melodien über Klein Süntel.

Leider sei „die Balance des Austauschs im Hinblick auf Gegenseitigkeit“ noch nicht erreicht, bedauert Raabe. „Deutsche Künstler haben meist keine Zeit, sind stark eingespannt. Aber vielleicht finden sich ja einige, die an einem Austausch interessiert sind.“ Und Heinz H. Wattenberg bestätigt: „Ich kann das nur empfehlen. In Russland, da erfährt der Künstler eine ganz andere Aufmerksamkeit.“

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