Festival Bennigsen
Festival Bennigsen
Montag, 23. August 2010
Lord Byrons 1816/17 entstandenes dramatisches Gedicht „Manfred“ wird ob seines übernatürlich-geisterhaften Charakters gemeinhin der „schwarzen Romantik“ zugeordnet. 1852 adaptierte Robert Schumann Byrons Text in einer dreiteiligen Komposition. Mit Schumanns „Ouverture zu Manfred, op. 115“ eröffnet das Cracow Philharmonic Orchestra“ unter der Leitung von Roderic von Bennigsen den zweiten Abend des 15. „Sommerfestivals“ in der Konzertscheune des Rittergutes.
Bild: Roderic von Bennigsen
Auch die Natur schien sich auf die Byronsche Düsternis eingestimmt zu haben, entlud sich doch pünktlich zum Konzertbeginn ein heftiges Sommergewitter. Donnergrollen und der aufs Scheunendach prasselnde Regen unterstrichen die drinnen wild wogenden Klänge der spätromantischen Komposition.
Mit großer Routine entfaltete das Orchester im leicht basslastigen Klangraum vor allem die herbstlich-düster bewegten Passagen. Das ließ ohne große Mühe Gedanken an den faustischen Charakter des zurückgezogen in den Berner Alpen lebenden, von Schuld zerfressenen Titelhelden von „Manfred“ aufkommen.
Paukenwirbel korrespondierten mit Donnergepolter, und der Dirigent gab sich ganz und gar der dunklen Schicksalhaftigkeit der Schumannschen Musik hin.
Nach dem zweiten Schumann, seiner Symphonie Nr. 4, d-moll, op. 120, 1841 geschrieben, jedoch erst zehn Jahre später veröffentlich, – eigentlich Schumanns zweite, heute zumeist als dritte oder vierte Sinfonie bezeichnet -, folgte eine ausgedehnte Pause.
Während die Orchestermitglieder eilig in einem eigens aufgebauten Zelt oder in Scheuneneinfahrten vor dem Regenguss Schutz suchten, genoss das Publikum des gut besuchten Konzertes im eigens eingerichteten Festivalrestaurant allerlei Kulinarisches. Die Geigerinnen im kleinen Schwarzen rauchten draußen noch schnell eine Zigarette, irgendwo intonierte jemand auf einem Blasinstrument „New York, New York“, ehe die Musiker aus allen Ecken des in der Dämmerung versinkenden Gutshofes wieder der Konzertscheune zustrebten, um dem Publikum mit Beethovens „Symphonie Nr. 7, A-Dur, op. 92“ nach dem kulinarischen einen weiteren musikalischen Genuss zu kredenzen.
Am Ende war es ein in Tönen und Atmosphäre stimmiger Abend voll düsterer Romantik. Ob Akteure und Besucher dabei allerdings dem vom Festivalleiter postulierten „Dialog der Kulturen“ oder gar seiner mit Verve verfolgte „humanistische Renaissance“ ein Stückchen näher gekommen sind, muss bezweifelt werden.