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Mein Wille geschehe

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Freitag, 10. September 2010

webpvDas Sterben ins Leben zurückholen

„Mitten im Leben vom Tod umfangen“, sagt Psalm 102, doch werden Gedanken an die letzte Lebensphase, das Sterben, heutzutage meist verdrängt. Zwei Drittel aller Menschen sterben in der Klinik, 20 Prozent im Heim, nur fünf Prozent zuhause. Angehörige sind dabei häufig überfordert, einst tradierte Formen der Sterbebegleitung verloren gegangen.

Bild: Diakon Bernd Petermann und Dr. Christa Wewetzer

„Mein Wille geschehe“, so der Titel eines Vortrags von Dr. Christa Wewetzer im Gemeindehaus der Petri-Pauli-Kirche. Im Rahmen der „Woche der Diakonie“ hatten Elke Ragge-Katz und Diakon Bernd Petermann die am Zentrum für Gesundheitsethik in Hannover, einer Einrichtung der evangelischen Landeskirche, tätige Referentin um vertiefende Informationen zum Thema gebeten.

Wewetzer skizzierte eingangs die gesetzlichen Rahmenbedingungen, die nach langer Diskussion im September 2009 neu geregelt worden sind. Es gelte sich in der „Patientenverfügung“ schon „mitten im Leben“ mit dem eigenen Sterben auseinander zu setzen und in schriftlicher Form festzulegen, welche Behandlungen gewünscht oder abgelehnt würden. „Das betrifft nicht nur medizinische Inhalte, auch andere Rahmenbedingungen wie etwa der Pflege sollten detailliert fixiert werden.“ Im Zentrum stehe, so die Referentin, die „Autonomie des Patienten.“ Doch sei die Grenze zwischen „Sterbenlassen“ und „aktiver – mithin verbotener – Sterbehilfe“ vor allem bei fehlender Patientenverfügung oft nicht leicht zu ziehen. Dann gelte der „mutmaßliche Patientenwille.“

„Darf der Schlauch der Magensonde dann durchschnitten werden?“ Anhand eines realen Fallbeispiels entfachte Wewetzer eine lebhafte Diskussion, die sowohl medizinische wie auch juristische und ethische Aspekte berührte. „Also ich möchte das nicht entscheiden müssen“, so Bernd Petermann.

Rund zwei Drittel der mehr als 30 Zuhörer hatten bereits eine Patientenverfügung.

Nur wenige Männer waren erschienen. Die Patientenverfügung ein Frauenthema? „Nicht unbedingt“, so Pastorin Kesper-Weinrich, „aber wir müssen wohl auch in der Gemeindearbeit Männer stärker befähigen, darüber zu reden.“ Und die Expertin ergänzte: „Frauen leben statistisch länger und sind im allgemeinen in medizinischen Dingen aktiver als Männer.“

Viele Institutionen und Organisationen halten Informationen zur Patientenverfügung bereit und geben sogar Formulierungshilfen.

„Wir müssen das Sterben wieder ins Leben zurückholen“, fasste Wewetzer zusammen, und mahnte eine „neue Sterbekultur“ an, sind wir doch tagtäglich „mitten im Leben vom Tod umfangen.“

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