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Zukunftstag Pflege

Zukunftstag Pflege

Sonntag, 12. September 2010

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Die Situation ist dramatisch. „Wir könnten jeden Tag den Pflegenotstand ausrufen“, stellte Agnes Schulze-Althoff, Pflegedienstmanagerin der AWO Gesundheitsdienste Bad Münder, fest und belegte ihre Aussage mit drastischen Praxisbeispielen.

Wie ist auch künftig eine Pflege, die die Selbstbestimmtheit und Würde des Patienten respektiere, zu sichern? Diese Frage stand im Mittelpunkt des „Zukunftstags Pflege“, zu dem die SPD-Bundestagsabgeordnete Gabriele Lösekrug-Möller und der Landtagsabgeordnete Ulrich Watermann in den alten Saal der Deister-Süntel-Klinik eingeladen hatten.

Mehr als 20 Prozent steige die Zahl der über 80-Jährigen in den nächsten Jahren, so Schulze-Althoff, und schon heute sei Pflege ein „Spagat zwischen Angebot, Aufsichtsbehörde, Angehörigen und eigenem Anspruch.“

„Was sind wir bereit für gute Pflege heute und zukünftig zu bezahlen?“ so Schulze-Althoffs zentrale Fragestellung.

„Wir, die ´jungen Alten´, müssen jetzt selbst aktiv werden“, forderte der Vorsitzende des Pairitätischen, Norbert Raabe. „Wer Pflegefall ist, kann das nicht mehr. Pflegevorsorge tut not.“ Nachdrücklich kritisierte Raabe die mangelhafte Kommunikation zwischen den im Landkreis an der Pflege beteiligten Institutionen und regte einen „Pflegestammtisch“ an.

Ulrike Bäßler, Diplom-Pflegepädagogin von der Altenpflegeschule in Emmerthal, skizzierte die Ausbildungsbedingungen ihrer Branche, kritisierte die Absenkung der Zulassungsvoraussetzungen, und mahnte vor allem eine „Kalkulierbarkeit des Berufsalltags im Hinblick auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf an. An ausreichend Fachkräften jedoch fehle es derzeit jedoch nicht.

„Die Pflege muss professionalisiert und durch eine Akademisierung eine deutliche Aufwertung erfahren“, so Dr. Manfred Gogol von der Alzheimer Gesellschaft Hameln-Pyrmont. Zwar seien Fachbereiche wie Gerontologie, Geriatrie und Psychogerontologie mit reichlicher Verspätung jetzt eigene, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft als förderfähig anerkannte Wissenschaftsbereiche, doch bleibe noch viel zu tun.

Andreas Przykopanski von den AWO Gesundheitsdiensten wandte sich gegen eine Aufstockung der Zahl der Pflegeplätze in Bad Münder. „Das führt letztlich zur Qualitätsabsenkung auf Kosten der zu Pflegenden.“

Die beiden Vertreter von Bundes- und Landespolitik notierten eifrig. Auch die Forderung, dass sich „wertschätzende Pflege“ auch durch eine Aufwertung, sprich höhere Vergütung der jeweiligen Berufsfelder, ausdrücke. „Gute Ausbildung, und gute Bezahlung sichern auch die Selbstbestimmtheit der Patienten“, fasste Ulrich Watermann zusammen.

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