Glas-Stelen eingeweiht
Glas-Stelen eingeweiht
Sonntag, 12. September 2010
Glas-Stelen in Bad Münder – Geschichte wird sichtbar
Reichlich Geschichte lag in der Luft bei der Einweihung der zwei Glas-Stelen, die künftig am Standort der ehemaligen Glashütte in der Langen Straße 89 und vor der Ardagh-Glashütte an der Süntelstraße von einem Kapitel Münderscher Technik- und Sozialgeschichte künden.
Bild: von li. Ortsbürgermeisterin Petra Joumaah, Bürgermeisterin Silvia Nieber und Margot Heyer hören, was die 89-jährige Gunthilt Greiner zu berichten weiß.
„Das Weserbergland hat eine ausgeprägte Glasgeschichte, doch deren Wahrnehmung in der Öffentlichkeit ist leider nur sehr gering“, klagte der Historiker Klaus Vohn-Fortagne. Die Glas-Stelen, Informationstafel mit Details zur Geschichte der am jeweiligen Ort seinerzeit vorhandenen Einrichtungen, sollen diesem Missstand abhelfen.
Umrahmt von einigen Trompetensoli der Schülerin Lena Stawski öffneten zwei feenhafte Stelzenläufer des Kinder- und Jugendzirkus BiKonelli die großen roten Schleifen, die das die Stelen verhüllende gelbe Tuch zusammenhielten.
Die Aufstellung der Stelen verdankt die Stadt der Initiative des Forums Glas. Finanziert wurden beide Stelen durch ein EU-Programm zur Förderung des ländlichen Raums sowie die Co-Finanzierung von Landkreis und Stadt. „Die restlichen Mittel hat dann eine Spende der Stiftung der Sparkasse Weserbergland eingebracht“, so der Vorsitzende des Forums Glas, Hermann Wessling.
Unter den zahlreichen Zuschauern der auch aus dem „Ab-durch-die-Mitte“-Programm geförderten Aktion konnte Wessling auch Gunthilt Greiner begrüßen, deren Vater von 1923 bis 1926 die alte Mündersche Glashütte an der Langen Straße geleitet hatte. Die in Berlin lebende Dame sah die Stätte ihrer Kindheit nun nach 85 Jahren zum ersten Mal wieder. „Wir waren glückliche Kinder“, erinnerte sich die rüstige 89-Jährige. „Wir haben zusammen mit den Arbeiterkindern immer mit dem Quarzsand gespielt und mein Vater hat die Hütte immer nach mir ´Gundelhütte´ genannt.“
Auch an der Süntelstraße wurden Erinnerungen wach, denn auch Ratsherr Hans-Ulrich Siegmunds Geschichte ist mit der Glashütte verknüpft. Sein Vater, ein Cousin des Hüttengründer Rudolf Bornkessel, war von 1932 bis Mitte der sechziger Jahre Mitbesitzer der Hütte. „Alles fing damit an, dass mein Vater sich einmal in Abwesenheit Bornkessels Geld schicken lassen musste, um die Löhne auszuzahlen“, so Siegmund. Daraus habe sich später ein 20-prozentiger Firmenanteil entwickelt.
Weitere Stelen sollen in Klein Süntel und in Osterwald aufgestellt werden. Der wieder hergerichtete Bergmannsweg vom Bahnhof Bad Münder nach Osterwald wird dann die beiden alten Industrien „Kohle“ und „Glas“ verbinden.