Judy Garland Show
Judy Garland Show
Dienstag, 21. September 2010
Das Rezept ist ziemlich gängig. Man nehme einen verblichenen Star und serviere dessen Ohrwürmer gespickt mit allerlei Biografischem. Ob Knef oder Piaf, so was mundet in der Regel. Birgit Lünsmanns von Wolfgang Kauder am Klavier begleiteter Versuch den rund 30 Gästen beim „Blauen Montag“ im TAB das kurze Leben der Judy Garland schmackhaft zu machen, erwies sich jedoch als zu schale Kost.
Trotz Alice- im-Wunderland-Kleidchen und angestaubtem Backfischcharme wollte im ersten Teil der Funke partout nicht überspringen. Die Tragik des zum Erfolg geprügelten, mit Munter- und Müdemachern vollgepumpten und auf erwachsen gestylten Kinderstars, gequält von einer Mutter, angesichts der eine Eislaufmutti die Wärme einer Mutter Theresa verströmt, all das blieb viel zu fade dargestellt.
Dabei boten Lünsmanns Texte mit ihrem Wechselspiel der Rollen durchaus Chancen. Doch die Hamburgerin riss zu viele Aspekte an, um sie gleich wieder versanden zu lassen: Besetzungscouch, frühe Heirat, freudlose Kindheit.
Auch der Gesang blieb schal, Aussprache und Intonation des Englischen stark verbesserungsbedürftig. Einzig die „deutsche Synchronisation“ konnte gefallen. Am Ende „Smoke Gets In Your Eyes“, alles versank im Rauch, die Lünsmann-Garland ließ sich vom Klavierspieler von der Bühne tragen. Eine witzige, aber unmotivierte Slapstick-Einlage.
Ganz anders nach der Pause. Bei der Darstellung der Garland als Mutter, die sich durch Tochter Liza bedroht sieht, gewann die Sache allmählich Konturen und Tiefe. Wenngleich der englischsprachige Gesang keine Steigerung erfuhr, gelangen jetzt Szenen von einiger Eindringlichkeit: Rausschmiss beim MGM, Selbstmordversuche, und die Wiederholung dessen, was Judy von ihrer Mutter erfuhr, an Liza. Skript nennen die Psychologen so was.
Stark war´s immer dann wenn verdeutscht wurde, aus „Puttin´ on the Ritz“ „Pudding und Pommes Frites“ wurde, warum auch immer. Finale natürlich mit „Somewhere over the Rainbow“ und eine artig heraus geklatschte Höflichkeitszugabe. Dann noch schnell einen „Judy Garland Cocktail“ an der Bar, mit Grenadine und ganz viel Wodka, der mundete – ganz im Gegensatz zu „Pudding und Pommes Frites“.