Hyperion Trio
Hyperion Trio
Sonntag, 26. September 2010
Zwischen Harmonie und Dissonanz
„Da höre ich doch lieber den Brahms“, so eine Stimme zur Pause. Eine Äußerung, die allerdings nicht unwidersprochen blieb. Mit dem fünfsätzigen Klaviertrio des 1998 gestorbenen Alfred Schnittke hatte das „Hyperion-Trio“ ein Stück in das Programm seines „Schaafstall“-Konzertes aufgenommen, an dem sich die Geister schieden.
Bild: Das Hyperion-Trio. von li.: Oliver Kipp, Katharina Troe und Hagen Schwarzrock
Eingerahmt von zwei Brahms Klaviertrios, dem in C-Moll op. 101 und dem H-Dur Klaviertrio op. 8, erwies sich die Schnittke-Komposition als von existentieller Kraft und elementarer Wucht, ließ sie doch den Zuhörer sich mit fein strukturierten, gängigen Hörgewohnheiten entsprechenden Motive kurz anfreunden, um selbige dann in einem wilden Anflug dissonanter Atonalität wie mit einem Hammer zu zertrümmern.
„Die Polystilistik ist immer noch umstritten“, so der Violinist Oliver Kipp mit einem Lächeln. „Aber wir wollten das Stück hier unbedingt spielen.“
Düstere Töne überwogen an diesem Nachmittag. Herbststimmungen in Dur und Moll. Ein atemberaubendes Wechselspiel zwischen Harmonie und Dissonanz.
Der auffällig volle und weiche Klang des Violoncellos, entfaltete bereits im ersten Werk des Abends seine besondere Wirkung. Im sehr anspruchsvollen romantischen Klaviertrio, Nr. 1, op.8, H-Dur, von Brahms 1891 komponiert, kam der einzigartige Klang des Instrumentes in den ständig wechselnden Gefühlswelten des Werkes vollends zur Geltung.
Einen „wunderbaren musikalischen Nachmittag“ hatte Ernst Jürgen Kirchertz seinen „treuen und neuen“ Gästen im nicht ganz besetzten Schaafstall versprochen und seine Ankündigung wie immer wahr gemacht. Das Trio Hagen Schwarzrock (Klavier), Oliver Kipp (Violine) und Katharina Troe (Violoncello) war nicht zum ersten Mal Gast in Egestorf, hat aber seit seinem ersten Auftritt eine überaus steile Karriere gemacht.
Das Publikum sparte nicht mit Beifall, der donnerte schon nach dem ersten Brahms begleitet von vereinzelten Bravo-Rufen los. Am Ende dann war er lang anhaltend, bis eine Zugabe mit Mendelssohnschen Wohlklängen auch die Kritiker des Schnittke wieder versöhnten.