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Stathis Nikolaidis

Stathis Nikolaidis

Sonntag, 03. Oktober 2010

webfischbSolche Klänge hat man in der Fischbecker Stiftskirche wohl noch nie zu hören bekommen. In der Konzertreihe „Jahreszeiten“ hatte Äbtissin Uda von der Nahmer Stathis Nikolaidis und zwei seiner musikalischen Begleiter für ein ganz außergewöhnliches Konzert verpflichten können.

Bild: Stathis Nikolaidis (zweiter von li.) und seine Freunde

Der renommierte griechische Sänger präsentierte den teilweise von weit her angereisten Konzertbesuchern mit den „pontische Lieder aus dem Akritenzyklus“ Musik aus jenem Teil des Schwarzmeerraumes, der sich bis zur türkisch-georgischen Grenze erstreckt. Ein mythenträchtiger Raum, in dem der Sage nach im Westen die Amazonen beheimatet waren, dessen Osten das Ziel von Jasons Argonautenzug, die Heimat der Medea, und wo im nordöstlich gelegenen Kaukasus die Götter den Titan Prometheus zur Strafe an die Felsen ketteten.

Prometheussage, Raub der Helena, das Opfer der Iphigenie – mythologische Motive standen auch im Mittelpunkt des ersten Teils des Konzertes. Die für westeuropäische Ohren mitunter befremdlichen Klänge wurden den Besuchern durch eine Einführung von Prof. Dr. Savvas Mavridis und ein erhellendes Programmheft erschlossen. Unter ihnen waren auch zahlreiche Pontos-Griechen aus dem Landkreis, die ihre Begeisterung kaum zügeln konnten.

„Wir freuen uns, dass sie hier sind. Damit ist das Konzert auch ein Stück Integration“, stellte die Äbtissin fest.

„Natürlich darf nach jedem Stück applaudiert werden“, so Stathis Nikolaidis. Eine wohltuende, weil belebende Maßnahme ganz im Gegensatz zu sonst üblichen Verbannung des Applauses ans Konzertende.

Pontosgriechen besiedelten das südliche Schwarzmeergebiet bereits im siebten vorchristlichen Jahrhundert, bildeten als „Akritas“ im römischen Imperium den östlichen Außenposten und erlangten bis zur Eroberung Konstantinopels durch die Türken 1453 sogar eine eigene Staatlichkeit.

In der Sprache ihrer Lieder haben sich Teile der uralten homerischen Sprache erhalten.

Im zweiten Teil erklangen, von Babis Kemanetzidis auf der einem Frauenkörper nachgebildeten, in Quarten gestimmten pontischen Lyra und Klarinette sowie von Dimitrios Telis auf dem Tambourin begleitet, Gesänge vom 15 Jahrhundert bis zur Gegenwart.

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