Peter Bongartz
Peter Bongartz
Montag, 01. November 2010
Dass die Publikumsresonanz überraschend groß war, lag wohl eher am hohen TV-Bekanntheitsgrad des Hauptdarstellers Peter Bongartz denn am Stück. Der Fernsehheld lieferte dann auch zusammen mit seinen vier Mitstreitern die erwartet gute schauspielerische Leistung ab, der das Publikum im fast ausverkauften Hamelner Theater mit seinem Schlussapplaus angemessenen Respekt zollte.
Schließlich war es Bongartz zu verdanken, dass Michael Batz´ „Über Wasser – nach China“, die Geschichte eines Hamburger Reeders mit Demenz im Anfangsstadium, nicht heillos auf Grund lief, ja schlimmer noch, einfach absoff.
Es geht um den bevorstehenden Niedergang eines Patriarchen: Reeder Bahnssen hat einst seine junge chinesische Geliebte an einen Funktionär abgetreten, damit seine Schiffe die Handelslinie nach China befahren konnten. Der alte, verdiente Mann, den der Senat im Gegenzug für eine Millionenspende ehren will, ist mit wachsendem Gedächtnisverlust konfrontiert. Und mit einer Tochter, die die Geschäfte der schlingernde Firma nach ihren Methoden sanieren will.
Eigentlich ein tragödientauglicher Stoff. Doch Batz verpasst ein ums andere Mal die Chance Bahnssens persönliches Schicksal mit überzeugender Gesellschaftskritik zu verknüpfen. Stattdessen erschöpft er sich in blutleeren, aufgesetzten, ja altklugen Sprüchen, dümpelt zwischen boulevardeskem Humor und völlig überflüssigem Klamauk hin und her.
Nur in Bahnssens Erinnerungen an die verratene Geliebte kann Bongartz dem Stück Bedeutung und Tiefe geben. Oft aber muss er der aufkeimenden Demenz des Titelhelden spaßige Züge verleihen. Wer allerdings weiß, wie sich diese Krankheit weiter entwickelt, kann darüber ebenso wenig lachen wie über den missratenen Versuch dieses Leiden als Metapher für Gesellschaftskritik zu nutzen.
So bleibt der Möchtegern-Systemveränderer Thassilo Leonhardi, der „Erinnerungscoach“ im blassblauen Anzug, eine – immerhin von Oscar Ortega Sánchez ausgezeichnet gespielte – Witzfigur. Tochter Yvonne (überzeugend hanseatisch Marita Marschall) bleibt nach ihren Versuch ins Wasser (wohin sonst) zu gehen, ein dümmliches „die muss erst abtropfen“ von Barkassenführer Kalle K. Jens (Dirk Hoener) nicht erspart.
Dessen „Wiedersehen. Muss nicht sein“ darf dann wohl für das gesamte Stück gelten, das von Bongartz gerade mal so über Wasser gehalten wurde.