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Meisterkonzert

Meisterkonzert

Donnerstag, 11. November 2010

webalpersNur noch eine Handvoll Plätze in der letzten Reihe des Martin-Schmidt-Konzertsaals waren unbesetzt geblieben beim „Meisterkonzert“, das von der Stiftung Martin und Ilse Schmidt in Zusammenarbeit mit der Stadt veranstaltet wird. Mit dem Pianisten Hinrich Alpers gastierte kein Unbekannter im Konzertsaal der Kernstadt, hatte Alpers doch erst im August zusammen mit seiner hochschwangeren Frau einen umjubelten Auftritt im Egestorfer „Schaafstall“ absolviert.

Bild: Georg Mais, Hinrich Alpers, Volker Schnmidt-Gertenbach

Der Konzertabend im Martin-Schmidt-Konzertsaal begann überraschend furios, denn Georg Mais entlockte der Großpolnischen Philharmonie Kalisz eine überaus schmissige Interpretation von Mozarts Ouvertüre zu „Der Schauspieldirektor“, die die in diesem 1786 uraufgeführten Singspiel rivalisierenden und um ihre Gagen streitenden Charaktere eindrucksvoll in Töne setzte. „Mozart meinetwegen auch mal schmissig“, so der aus Überlingen am Bodensee stammende Dirigent zur Pause. „Mir gefällt´s.“ Und dem Publikum wohl auch, denn schon der Auftakt des Abends wurde mit lang anhaltendem Applaus quittiert.

Im Zentrum des Abends dann Ludwig van Beethovens in den Jahren 1805 und 1806 entstandenes „Konzert für Klavier und Orchester Nr. 4 G-Dur op. 58“. Hinrich Alpers, dem Preisträger des „3rd International Telekom Beethoven Competition“ in Bonn, gelang eine wahrlich meisterliche, fesselnde Interpretation des Kernstücks dieses Konzertes, des zweiten Satzes mit seinen lyrischen aber auch die Konfrontation mit dunkler Schicksalhaftigkeit andeutenden Gedanken.

Der „Andante con moto“ überschriebene Satz in e-Moll ist charakterisiert durch ein marschartiges Unisono-Thema des jetzt von Volker Schmidt-Gertenbach dirigierten Orchesters, das mit dem Legatothema des Klaviers dialogisiert. In einer Gegenbewegung jedoch verliert das immer zaghafter werdende Orchester den Konflikt mit dem in einen wahren Klaviersturm ausbrechende Liebes-Thema. Humanität siegt über Finsternis.

Ergriffenheit, Bravo-Rufe und sehr lang anhaltender Applaus waren der Lohn für Alpers phänomenale Leistung.

Franz Schuberts „Sinfonie Nr. 4 c-moll D 417“ beendete den konzertanten Programmdreiklang des Abends. Zumeist die „tragische Symphonie“ genannt, unterstrich Georg Mais mit seinem unnachahmlich dynamischen Dirigat jedoch, dass die Auffassung mancher zeitgenössischer Kritiker, das Werk des 19-jährigen Schubert, das allerdings erst zwei Jahrzehnte nach seinem Tod uraufgeführt wurde, trage wohl eher pathetische denn tragische Züge. Im Fortissimo des Allegro vivace führte Mais das glänzend disponierte und vor Spielfreude nahezu berstende Orchester an die Grenzen des einem Kammermusiksaal Zumutbaren.

Drei kongeniale Komponisten, zwei beeindruckende Dirigenten, ein brillantes Orchester und ein meisterlicher Solist – Ingredienzien eines fantastischen Konzertabends.

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