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W. Busch

W. Busch

Dienstag, 16. November 2010

webbuschWas trinkt man eigentlich zu Wilhelm Busch? Das mag sich der eine oder andere Besucher des „blauen Montags“ im fast ausverkauften „Theater auf der Bühne“, kurz TAB, gefragt haben und die Antwort beim Max-und-Moritz Autor selbst gefunden haben: „Rotwein ist für alte Knaben…“

Dass die lockere Clubatmosphäre und die deftigen Lebensweisheiten des Wiedensahler Reimkünstlers sich aufs Vortrefflichste ergänzen, daran ließen Pago Balke und sein musikalischer Begleiter Nicolai Thein keinen Zweifel. Beide präsentierten einen Wilhelm Busch abseits bekannter Geschichten, stellten etwa den verhinderten Dichter Balduin Bählamm vor, dessen Tief- und Hintersinn, ja philosophische Dimensionen erstaunten.

Mit minimalistischen Mittel, allein durch seine mitreißende Rezitation, präsentierte Balke moritatenhaft Buschs „Knopp-Trilogie“ mit den Satzbezeichnungen „ländliches Fest“, „Freund Mücke“ und „eheliche Ergötzlichkeiten“. Die Zeichnungen Buschs, dessen Knopp irgendwie die spätere Design-Ikone des Michelin-Männchens vorwegnahm, sind quasi eine Urform des Comics, statt mit Sprechblasen mit wohl gereimten, spöttisch, frivolen oder tiefsinnigen Unterschriften versehen.

Da lief eine Bilderfolge im Stummfilmstil ab, mit gesprochenen Untertiteln, am Piano begleitet mit geschickt und effektvoll zerstückelten Auszügen aus Mozart, Haydn, Grieg, aus Schlagern und Evergreens und einer gehörigen Portion Jazz. Wobei sich Buschs Texte als absolut bluestauglich erwiesen.

Dann wieder bearbeitete der aus Hameln stammende Pago Balke einen Teebass und untermalte so Buschs bitterböse Geschichte von den „feindlichen Nachbarn“.

Balke und Thein präsentierten, nicht nur in „Eine kalte Geschichte“ einen mitunter mit humorvoller Gnadenlosigkeit zu Werke gehenden Wilhelm Busch.

Der wäre viel lieber Maler geworden. Sein Verhältnis zur Musik etwa blieb zwiespältig. Da immer wieder die lustvolle Zerstörung von Instrumenten, ja ganzer Ensembles Buschs Thema ist, hatte sich auch Nicolai Thein zur Zerstückelung größerer Werke entschlossen. Mit Erfolg.

Pago Balke und Nicolai Thein haben mit angemessenen Mitteln den Blick frei gemacht auf einen ganz anderen Wilhelm Busch, einen voller gnadenloser Heiterkeit.

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