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Söltjer Nr. 35

Söltjer Nr. 35

Sonntag, 21. November 2010

websolt

Streifzüge durch Bad Münder und das Deister-Süntel-Tal

Heimatgeschichte kann nicht nur lehrreich, sondern auch spannend, ja sogar dramatisch sein. Ein Beispiel dafür gibt Lars Herrmann mit seinem Beitrag „Eisenbahnunglück in Bad Münder“ in der brandneuen Ausgabe der von der Ortsgruppe Bad Münder des Heimatbundes Niedersachsen herausgegebenen Schrift „Der Söltjer“.

Bild: von li. Diethard Salzmann, Hans-Georg Rabe, Michael Meier, Friedrich Kunrich

Kurz nach 6 Uhr morgens stieß am 12. Januar 1959 in dichtem Schneetreiben der Nahverkehrszug Nr. 1502 Haste-Hameln zwischen den beiden Münderschen Stadtbahnhöfen mit einem entgegenkommenden Zug zusammen. 21 Fahrgäste wurden beim Frontalzusammenstoß der 100 Tonnen schweren Dampflokomotiven verletzt.

Die Geschichte des Eisenbahnunglücks ist zweifellos der dramatische Höhepunkt der 35. Ausgabe des „Söltjers“, die jetzt im Foyer des Martin-Schmidt-Konzertsaals vorgestellt wurde.

Dass Historisches auch aktuelle Dimensionen gewinnen kann, zeigt Werner Alpers Beitrag über den Katzberg. Dessen ausgeprägte, Waldhaube gehörte einst den Bauern des um 1435 verlassenen Dorfes Wellinghusen. Auf ihre Waldrechte am „Kattenberg“ aber erhoben die Anwohner auch weiterhin vehement Anspruch. Waldverkauf, für die Münderaner damals kein Thema.

Einem düsteren Kapitel spürt der Hamelner Historiker Bernhard Gelderblom nach, der den „Friedhof der Vergessenen“, den inzwischen eingeebneten Waldfriedhof in Nienstedt, wiederentdeckt hat. Von 1943 bis 1951 bestand im Schullandheim der Leibnizschule Hannover ein Ausweichkrankenhaus der hannoverschen „Kinderheilanstalt“. 91 Kinder seien in diesen Jahren auf dem kleinen Friedhof begraben worden, darunter auch Kinder von Zwangsarbeiterinnen. Deren Betreuungssituation sei „katastrophal“ gewesen, so Diethard Salzmann bei der Vorstellung des neuen Söltjers, weil „man sie gar nicht am Leben halten wollte und sollte“.

Vom „Kalkbrennen im Deister-Süntel-Tal“ über die Erinnerung an Ferdinand Billeb, einem Münderschen Wohltäter vor 200 Jahren, bis hin zur bereits in die Annalen der Stadt eingegangenen Geschichte von „Wirtschaftsvereinigung“, „AG Handel und Gewerbe“ und „Stadtmarketing“, die Hermann Wessling präsentiert, spannt sich der Themenbogen im 35. Söltjer.

Dabei hat die beliebte, in einer Auflage von 500 Exemplaren erschienene, 72 Seiten starke Schrift im A-4-Format bereits selbst historischen Status. „Ein tolles Kompendium Münderscher Geschichte. Ich habe alle Ausgaben“, so der stellvertretende Bürgermeister Hans-Ulrich Siegmund stolz. „Nach dem Söltjer ist vor dem Söltjer“, stellt Hans-Georg Rabe schmunzelnd fest. Er arbeitet bereits an der Söltjer-Ausgabe Nr. 36. Dass die ebenso spannend wie lehrreich und unterhaltsam sein wird, steht für eingefleischte Söltjer-Leser außer Frage.

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