Schmahl / Eisenberg
Schmahl / Eisenberg
Montag, 29. November 2010
Daniel Schmahl ist ein Spitzentrompeter, ein Musikprofi durch und durch, der selbst sieben Minuten vor Konzertbeginn noch Zeit für einen unaufgeregten Plausch auf der Orgelempore findet. „Hameln? Nette Altstadt, tolles Publikum“, so der 45-Jährige höflich, um dann mit fachlichem Ernst hinzuzufügen: „Super-Betreuung und vor allem ein phänomenaler Klangraum. Wir sind begeistert.“
Bild: Konzertierten im Hamelner Münster – Matthias Eisenberg (Orgel) und Daniel Schmahl (Trompete)
Wir, das ist neben Schmahl auch Matthias Eisenberg, ehemaliger Gewandhausorganist, Kantor, Professor, Kirchenmusikdirektor. Der füllige Organist keucht drei Minuten vor Konzertbeginn die steile Stiege hoch, lässt sich auf einen Hocker fallen, schnauft tief durch, zieht sein schwarzes Hemd über und zwängt sich auf die Sitzbank vor der Orgel. Eine halbe Minute Konzentration, ein Blick zu Daniel Schmahl, ein Nicken, das Konzert kann beginnen.
Zum Einsatz kommen neben der 20-jährigen Marcussen-Orgel des Münsters gleich drei Blechblasinstrumente. Die klassische Trompete, die Irmgard Langhorst in ihrer kurzen Einführung als „das Instrument der Verkündigung“ vorstellt, sowie das Flügel- und das Piccolohorn. Das habe seine Blütezeit am Hofe des Sonnenkönigs Ludwigs XIV. gehabt, erklärt Schmahl, während der „Flügelmeister“ mit seinem Horn die barocken Jagdgesellschaften koordiniert habe.
Voll barocker Festlichkeit auch das Programm: Baldassares „Sonate in C-Dur für Trompete und Orgel“, in klarer, dialogisierender Formensprache, J.G. Walthers „Concerto del Signor Albinoni in F-Dur“ mit einem kleinen, kostbaren Adagio, dann, als Glanzstück, die Bachsche „Air“ aus der dritten Orchestersuite für Flügelhorn und Orgel. Schmahls Ansatz ist kongenial, meidet die gerade bei diesem Stück lauernde Gefahr einer Überemotionalisierung und reduziert es wie auch Eisenberg an der Orgel auf seine ergreifend schlichte Schönheit. Dankbare Blicke des Publikums gehen nach oben Richtung Orgelempore, und der Zuhörer fragt sich, wie viel Bach eigentlich in Miles Davis steckt.
„Im Sommer spiele ich nämlich meist Jazz“, so Schmahl, der als Grenzgänger zwischen Alter Musik und Moderne stets auf der Suche nach neuen, ungewöhnlichen Interpretationsmöglichkeiten ist.
Eisenberg entfesselt derweil die tonale Gewalt der Bachfuge Nr. 532, um nach Orgelimprovisationen über drei Weihnachtslieder zusammen mit Schmahl mit dem großen Händelschen „Gloria“ den dramatischen Schluss- und Höhepunkt unter ein rundum fantastisches Konzert zu setzen. Der anhaltende Applaus galt auch dem Team des Arbeitskreises Kirchenmusik, das in zweijährigem Bemühen diese beiden Spitzenmusiker hatte verpflichten können.