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Jean Pütz

Jean Pütz

Sonntag, 05. Dezember 2010

webputzDer Mann mit der wild wallenden Frisur und der markanten Barttracht ist eine leibhaftige Fernsehlegende. Jean Pütz, das ist die 1974 erstmals ausgestrahlte „Hobbythek“, das ist der Ahnvater aller Heimwerker- und Einrichtungs-Shows, die, wenn auch in ungleich minderer Qualität, heutzutage die Sendezeiten der Privaten füllen. „Die sin meis´ nich´ so jut“, bestätigt Pütz auf Nachfrage. Seinen köllschen Dialekt hat er verhochdeutscht, doch die rheinische Frohnatur scheint immer wieder durch.

Trotz widrigster Witterungsbedingungen waren rund 60 geladene Gäste ins gläserne Kultourismus-Forum gekommen. Sie dürften die „Pützmunter-Show“ als Dankeschön für ihre tatkräftige Unterstützung des Bürgerstiftungsfonds erleben. Bürgermeister Harald Krüger, der Vorsitzende des Stiftungsrates, erläuterte eingangs Ziele und Funktionsweise der Stiftung. „Wenn Sie 50000 Euro einzahlen, dann bleibt ihr Name in dieser auf ewig konzipierten Stiftung erhalten“.

Dann aber legte Jean Pütz los. Er ist weder auf Belehrung noch auf simple Effekthascherei aus. Er führt, assistiert von Horst Minge, einem Diplom-Physiker, seine „pützmunteren“ Experimente vor, und plaudert dabei auf höchst unterhaltsame Weise. „Wussten Sie, dass mein Vater die letzte Kölner Jungfrau vor dem Krieg war? Beim Karneval, klar“, verblüfft der gelernte Elektrohandwerker seine Zuschauer. Und auch mit seinen Einstellungen zur Wissenschafts- und Energiepolitik hält er nicht hinter dem Berg. „Bei den Energiekonzernen bin ich persona non grata“, verrät er stolz, „aber ein Grüner bin ich auch nicht.“ Atomkraft? Da habe man einen Flug gestartet ohne an den Bau einer Landebahn zu denken, und müsste jetzt immer wieder in der Luft nachtanken. Unverantwortlich. Nicht zu industriefeindlich, aber auch nicht zu freundlich sein, ist seine Devise.

Anhand einer Babywindel demonstriert der 75-Jährige die Gelierfunktion von Flüssigkeitsabsorbern und scherzt in Anspielung auf seine soeben geborene Tochter: „Manche meinen ja, ich mach´ meine Enkel selber.“

Auf seine Vaterschaft angesprochen, erwidert er: „Och, da kann isch mit leb´n“. Vielleicht könne er ja in 20 Jahren bei seiner Tochter noch auf die Abiturfeier gehen, das wünsche er sich.

Während es draußen wild schneit, schäumt Pütz aus Schweineblut und Wasserstoffperoxid einen Eisbecher auf. „Nee, danke“, ruft der siebenjährige Jonas, als Pütz ihm den anbietet. „Bist´n kluges Kerlchen“, stellt Pütz fest. Die Zuschauer sind begeistert vom liebenswerten Charme des Mannes, der beim WDR die Wissenschaft medientauglich gemacht hat, die Wissenschafts-Pressekonferenz eingerichtet hat und mit zahlreichen Preisen geehrt worden ist. „Ich glaube eben an die Vernunft stiftende Kraft der Wissenschaft“, sagt er beim Kaffee. Jean Pütz, ein bedingungsloser Optimist, einer, der „nichts ernst nimmt, nich´ mal mich selbst“ und der seinen „Bläck Föss“-Jubiläumsorden trägt wie ein Bundesverdienstkreuz.

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