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Böse Schwestern

Böse Schwestern

Freitag, 10. Dezember 2010

websistersEs war dieses unnachahmliche Lachen, das die Zuschauer im proppenvollen Lalu sofort ansteckte. Kaum dass Magda Anderson (Adrian Anders) auf die Bühne schlürfte, schon hatte sich das Publikum infiziert. „Ich weiß auch nicht wie das funktioniert, aber es klappt immer wieder“, so Anders in der Garderobe zur Pause, und gluckst weiter in sich hinein.

Bild: Vorbereitung zur Weihnachtsfeier – Anita Palmerova (li.) und Magda Anderson. Das Theater „Böse Schwestern“ aus Hannover gastierte im Lalu Hameln.

Sein Partner Chris Palmer, der als leicht überkandidelte ehemalige ungarische Chanson-Diva Anita Palmerova Magdas Counterpart gibt, steht derweil in Unterhosen da und reißt – joi maman – das große ungarische Puszta-Kostüm aus dem Koffer.

Weihnachten im Herz-Maria-Jesu-Altenheim ist angesagt. Doch vorher es gibt reichlich Aufregung: Bischof Engelharts Zimtsterne für die Obdachlosen in der letzten Reihe reduzieren sich auf unerklärliche Weise, schlimmer noch, der Eierlikör geht zur Neige, und Pastor Laube muss in diesem Jahr seine Strohsterne wohl in ein vergittertes Zimmer hängen.

Den beiden Akteuren gelingt ein schauspielerisches Kabinettstückchen nach dem anderen: mal mit satter Situationskomik, mal mit tiefgründigen Wortspielereien, mal mit einer exzellenten Gesangseinlage. Da gerät selbst ein Kitschsong wie Heintjes „Mama“ zum Hochgenuss. Dass selbst überaus beredtes Schweigen voll atemberaubender Spannung sein kann, zeugt von den darstellerischen Qualitäten des Duos.

Skurril, derb, aber vor allem mit einer bittersüßen Grundstimmung taumeln Magda und Anita durch die Turbulenzen der Vorbereitungen zur Weihnachtsfeier. „Wir wollen ganz bewusst diesen Ton anschlagen und nicht nur bloß witzig sein“, erklärt Adrian Anders.

Dabei geht das Duo geschmacklich für den einen oder anderen vielleicht bis an die Grenze, trifft aber zielsicher den Nerv des Publikums. Das amüsiert sich blendend über ein ebenso fantasie- wie liebevoll und detailreich gestaltetes Programm, genießt mit einem weinenden und einem lachenden Auge die sentimentalen Erinnerungen der Ex-Diva Palmerova und lacht befreit über die Schlagfertigkeit der Bürohilfskraft Magda. Am Ende mündet alles ein in ein grandios gesungenes, in kitschig buntes Licht getauchtes Finale. Eierlikör, Zimtsterne, Weihnachtsbaum, Freude und Besinnlichkeit und die unverrückbare Gewissheit: es weihnachtet, nicht nur im Herz-Maria-Jesu-Altenheim.

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