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Sabrina Ascacibar

Sabrina Ascacibar

Mittwoch, 12. Januar 2011

webmeerSicher, im industrialisierten, GPS-gesteuerten Container-Stückgutverkehr ist kein Platz mehr für Seefahrerromantik. Dennoch bleibt das Meer auch heute noch Projektionsfläche für Sehnsüchte, Fernweh und Mythen.

In ihrem maritimen Soloprogramm „Ahoi“ präsentierte die Schauspielerin und Sängerin Sabrina Ascacibar beim leider viel zu schwach besuchten „Blauen Montag“ im „Theater auf der Bühne“ (TAB) Lieder und Texte zum Mythos Meer. Als Kind einer Deutschen und eines Spaniers in Dakar im Senegal geboren, aufgewachsen im südamerikanischen Buenos Aires, studierte die in Hamburg lebende Künstlerin in New York Schauspiel und Tanz sowie Politik- und Theaterwissenschaft in München.

Die Trägerin des „Lale-Andersen-Preises“ entkleidet mit ihren Interpretationen von Seemannsliedern à la Freddy Quinn („Sie hieß Mary Ann“, „Aloha Oe“) dabei das Genre von jeglichen kitschigen Elementen, akzentuiert durch einen ausgeprägt chansonhaften, mitunter sehr expressiven Vortrag den existentiellen Gehalt der Texte, schwankt zwischen ironisierter Melodramatik wie in Norbert Schultzes „Käptn Bay Bay aus Shanghai“ und überaus tiefgründigen Texten voll geheimnisvoll, surrealistisch anmutenden Meereszaubers.

Für Ascacibar vereinen sich dabei vor dem Hintergrund der Urgewalt des Meeres männliche und weibliche Prinzipien: hier der wagemutige Entdecker, der Abenteuer suchende Seemann à la Odysseus, dort die Geliebte im Hafen, die ewig Wartende und ihr mitunter trauriges Schicksal.

Ascacibar lässt dabei zusammen mit ihren beiden musikalischen Begleitern, Maik Schott am Keyboard und Zwei-Meter-Mann Sönke Rust an verschiedenen Gitarren, Banjo und Mandoline, in einer Melange von Tangorhythmen Jazzanklängen die Seele des Meeres sichtbar werden. Zwischendurch gibt´s kleine Trickfilmchen im Monty-Python-Stil, die in surreal anmutende Bild- und Klangwellen zusammenfließen.

Am stärksten jedoch sind Ascacibars südamerikanische Lieder und Texte: „La Paloma“, „Der kleine Liebesvogel“ (glänzend gestisch umgesetzt) und die „Romance de Barrio“.

Dem Publikum war schnell klar, dass das TAB an diesem „Blauen Montag“ beileibe nicht eine shantyseelige „Haifischbar“ war, viel eher eine Tango-Spelunke in einer argentinischen Hafenstadt, und es dankte mit anhaltendem Applaus und forderte gleich mehrere Zugaben nach einem maritimen Abend mit enorm viel Tiefgang.

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