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Musikschule Hameln 40

Musikschule Hameln 40

Freitag, 14. Januar 2011

web_bilder-musikfreizeit-018Draußen regnet es in Strömen. Wirklich kein schönes Geburtstagswetter. Aber aus den hell erleuchteten Fenstern der Hamelner Jugendmusikschule in der Waterloostraße 10 dringt fröhlicher Gesang, Stimmengewirr und irgendwo unterm Dach übt jemand auf dem Cello.

„Ein ganz normaler Tag“, sagt Bernd Dormann, der Leiter der Big Band und stellvertretende Schulleiter. Dormann ist seit 1977 dabei, fast ein Mann der ersten Stunde. „Am 1. September 1971 war Unterrichtsbeginn mit 164 Schülern, einem hauptberuflichen Schulleiter und sechs nebenberuflichen Lehrkräften mit 30 wöchentlichen Unterrichtsstunden.“

Vor der Einrichtung der Schule hatte es eine lange Diskussion um deren Notwendigkeit gegeben. „Das reichte bis in die 50er Jahre zurück“, weiß Dormann. Letztlich sei es der Initiative von Jürgen Langehein und dem ersten Schulleiter Willi Homeyer zu verdanken gewesen, dass die Stadt ihre Musikschule bekommen habe.

Die hat sich in vier Jahrzehnten erheblich verändert. Derzeit unterrichten 26 Lehrkräfte knapp 900 Schüler, gehören Angebote wie musikalische Früherziehung und Grundausbildung, Musikgarten und auch der seit fünf Jahren angebotene „Babykindergarten“ zum Standard.

web_untHabe man anfangs als Musiknomaden Räumlichkeiten in verschiedenen Schulen nutzen müssen, so sei man im April 1991 in die Jugendmusikzentrale in der Hafenstraße 1 eingezogen, ehe 2007 das neue Gebäude am heutigen Standort in der Waterloostraße zur Verfügung stand. „Wir sind hier sehr zufrieden, nur ein Veranstaltungsraum fehlt uns leider. Bei Konzerten müssen wir noch immer auf die Räume der Schulen zurückgreifen.“

„Wir sind eine rein städtische Schule, sind weisungsgebunden und gehören zur Abteilung Jugend, Bildung und Kultur“, erklärt Dormann. Da die Musiklehrer festangestellt seien, sei die personelle Fluktuation gering.

Angesichts der städtischen Haushaltslage müsse auch die Musikschule nach Einsparungsmöglichkeiten suchen. Dormann: „Die Sparvorgaben des Kommunalen Prüfungsamtes von 2003 waren eine echte Herausforderung, rund ein Drittel galt es einzusparen.“ Der städtische Gesamtzuschuss beträgt derzeit eine runde halbe Million, der gleiche Betrag muss von den Nutzern aufgebracht werden.

Trotz der Sparmaßnahmen hält die Hamelner Jugendmusikschule eine breite Angebotspalette vor, betreibt musikalische Breitenarbeit, fördert aber auch Spitzentalente.

Für die Qualität der Arbeit der Musikpädagogen sprechen zahlreiche Platzierungen von Hamelner Musikschülerinnen und – schülern beim Wettbewerb „Jugend musiziert“. Das „Ensemble Inegale“ etwa konnte beim Bundeswettbewerb einen zweiten Preis erringen, die Akkordeonistin Veronika Otto ist mehrfache Bundessiegerin.

Die Musikschule richtet alljährlich den Regionalwettbewerb „Jugend musiziert“ aus.

Das Berufsbild des Musikschullehrers habe sich, so Dormann, in den letzten 40 Jahren vom Nebenjob-Image hin zur Professionalisierung gewandelt. „Wir in Hameln profitieren dabei von unserer der Lage zwischen den Hochschulen in Hannover und Detmold.“

Ein besonderes Angebot stellt die „studienvorbereitende Ausbildung“ dar. Dormann: „Das ist ein Spezialtraining für die Aufnahmeprüfung an der Hochschule und umfasst Theorievermittlung und Gehörbildung. Etwas, das die normale Schule mit ihrem Musikunterricht nicht leisten kann.“

Berechtigungsscheine der Stadt ermöglichen auch sozial benachteiligten Jugendlichen den Besuch der Schule zum halben Preis.

Als Mitglied im „Verband deutscher Musikschulen“ hat sich die Musikschule Hameln zur Einhaltung bestimmter Qualitätsmaßstäbe verpflichtet. Dazu gehören Chorarbeit ebenso wie musikalische Früherziehung, Instrumentalunterricht und Angebote in Ergänzungsfächern. Eine Zertifizierung der Musikschulangebote sei geplant.

Unverzichtbarer Bestandteil der Arbeit ist zudem die Kooperationen mit Hamelner Schulen in Form von Einrichtungen von Streicherklasse an mehreren Grundschulen und am Viktoria-Luise-Gymnasium.

„Auch die Unterrichtsmethodik hat sich in den letzten Jahren erheblich verändert“, so Dormann. Gruppenunterrichte werden immer beliebter und auch der Einsatz moderner Übungsmedien sei mittlerweile selbstverständlich. „Mit modernen Playback-Techniken können die Schüler, egal ob Trompete oder Geige, auf ganz unterschiedliche Weise auch einzeln immer mit Begleitung üben. Das schafft viel Spaß und steigert die Motivation.“

Schnell wurweb_line_12de nach Gründung der Musikschule das seinerzeit rein auf Klassik beschränkte Angebot erweitert. Mittlerweile sind Rock und Pop wie auch Musicalprojekte wie „Linie 1“ feste Bestandteile der Musikschularbeit. Mit Erfolg. So hat die von Bernd Dormann geleitete Big Band beispielweise 1995 beim niedersächsischen Jazzorchester-Wettbewerb „mit sehr gutem Erfolg“ teilgenommen, und ist auch bei Hamelner Kulturveranstaltungen wie den „Kulturtag 2005“ oder dem „Nachtflohmarkt“ in der Sumpfblume gern gesehener Gast.

Dass die jungen Hamelner Musiker auch in Zeiten des Rotstifts stets um Harmonie und guten Ton bemüht sind, wollen sie auch beim Festakt am Sonntag um 11.30 Uhr in der Aula des Albert-Einstein-Gymnasiums beweisen. Preisgekrönte Solisten und Gruppen wie etwa die jungen Musiker des „Ensemble Inegale Hameln“ (Flöte, Cembalo) unter der Leitung von Alexander Simko umrahmen dann die Festvorträge der Oberbürgermeisterin, der Elternvertretung und des Gastredners Johannes Münter, dem stellvertretenden Vorsitzenden des Verbandes niedersächsischer Musikschulen.

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