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Weiden „schneiteln“

Weiden „schneiteln“

Sonntag, 23. Januar 2011

webweiden2Trotz eisigen Winds und der Rückkehr des Winters ist das halbe Dutzend NABU-Senioren pünktlich um neun Uhr am Treffpunkt. Lautstark lassen die Männer ihre handlichen 3,8 PS- Motorsägen aufheulen. Unter der Leitung des Vorsitzenden des NABU-Sünteltal, Matthias Großmann, geht es dem Dutzend Kopfweiden am Rande des Parkplatzes der Grundschule Eimbeckhausen an den Kragen.

Dort ist „Salix viminalis“, die Kopfweide, in den letzten Jahren ganz schön in die Höhe geschossen. „Wird die nicht radikal auf den Stamm zurückgeschnitten, bricht der etwa zwei Meter hohe Stumpen durch das Gewicht des Geästs auseinander“, erklärt Heinz Osterkamp.

Die Arbeit ist halsbrecherisch und nicht ungefährlich. Mit einer Leiter klettert Reinhard Schwarz auf den Kopf einer Weide und sägt bis die Kette qualmt. Eine echte Knochenarbeit. Der Lärm ist ohrenbetäubend. „Mensch, euch hört man bis nach Rohrsen“, ruft die Bauersfrau von nebenan und versorgt die NABU-Helfer mit heißem Kaffee.

Schnell sammeln sich am Rande des Schulparkplatzes Berge von frisch geschnittenen Weidenruten. Das biegsame Gehölz fand früher vielseitige Verwendung bei Korbflechtern und als Baumaterial. „Heute holt es der Bauhof der Stadt ab, schreddert und kompostiert es“, so Osterkamp.

Die ersten „geschneitelten“ Weiden sehen kahl und trostlos aus. „Keine Sorge, kaum ein Baum ist so regenerationsfreudig wie die Weide“, beruhigt ein NABU-Mitglied. „Wir wählen außerdem einige junge Äste aus, die werden in den Boden gesteckt und treiben schnell wieder aus.“

Kopfweiden, die oft Eulen und Fledermäusen ein Zuhause bieten, wurden von den Bauern seinerzeit als natürliche Feld- und Weidebegrenzungen angepflanzt. „Dazwischen wurde dann der Zaun gezogen. Heute gibt es noch zahlreiche Kopfweiden in den Ortsteilen, die meist aber von den Landwirten selbst geschnitten werden“, weiß Großmann. „Die bekommen nämlich Zuschüsse dafür. Wir machen das aber umsonst, denn die Stadt hat bekanntlich weder Geld noch ein Grünflächenamt.“

Gegen Mittag stehen die Kopfweiden nur noch als Stümpfe da, sehen aus, als kämen sie frisch vom Friseur. Etwas gruselig wirken sie schon, in der Dämmerung und im Morgen- oder Herbstnebel, wenn sie warten bis in drei oder vier Jahren die Kettensägenmänner des NABU wieder anrücken und ihnen einen Radikalschnitt verpassen.

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