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Schattenspiele

Schattenspiele

Freitag, 28. Januar 2011

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Schattenspiele und Tucholsky-Lesung in der Grundschule Afferde

Tags zuvor hatte die Afferder Ortsbürgermeisterin Waltraut Mehring schon einmal bei den Proben in der Grundschule gespickt und war beeindruckt gewesen. Zwei kleine Stücke hatte das achtköpfige Schattenspiel-Ensemble des Jugendtreffs „Haltestelle“ vorbereitet.

Bild: Präsentierten zwei Lehrstücke – Jugendliche beim Schattenspiel in der Grundschule Afferde

In „Wind des Verzeihens“ ging es um das Thema Versöhnung und „Die Löcher im Zaun“ machte deutlich, wie sehr auch Worte verletzen können. „So stark, dass Löcher bleiben, auch wenn man sich wieder vertragen hat“, erklärte die 13-jährige Cansu. Im Halbdunkel hinter dem Wandschirm las sie die Texte, während ihre Mitspieler im Strahl einer von Vitali (17) bedienten Projektionslampe eine Vielzahl kurzer Szenen spielten.

„Man muss besonders darauf achten, dass Text und Aktion zueinander passen“, erklärte Denis. Für seinen Einsatz erntete der 13-Jährige zusammen mit seinen Mitspielern wohlverdienten Applaus.

„Das Ganze richtet sich an Jugendliche zwischen 11 und 17 und ist ein Projekt des Förderprogramms Generation 2.0 vom Sozialministerium“, so Tatjana Bartschke. Seit zwei Jahren leitet die 44-Jährige den Jugendtreff „Haltestelle“.

Nach ihrem Erfolg mit dem Schattenspiel gehen die Jugendlichen jetzt zuversichtlich an ein „ganz normales“ Theaterprojekt, dessen Premiere im Sommer geplant ist.

Auch Grundschulleiter Uwe Wilhelms-Feuerhake zeigte sich von so viel Engagement und Spielfreude beeindruckt. Er hatte zur zweiten Veranstaltung des Abends in die Schulbücherei eingeladen, wo die Münderaner Tucholsky-Rezitatoren Barbara Wirgs und Hubert Wöllenstein in der Reihe „Unser Dorf liest …“ gut 20 Zuhörern den „verbrannten Dichter“ näher brachten.

Mit Reibeisenstimme und viel Talent für Dialekte eröffnete Wöllenstein mit Tuchos saftiger Juristenschelte. Sein „Merkblatt für Schöffen“ ließ deutlich werden, dass auch Richter und Anwälte ein gerüttelt Maß an Schuld am Scheitern der ersten deutschen Republik und den Weg in die nationalsozialistische Gewaltherrschaft trugen.

Wirgs und Wöllenstein trugen einige von Tucholskys brillanten Demaskierungen des Spießbürgertums vor, sparten aber auch Menschliches und Allzumenschliches aus seiner Feder nicht aus. Köstlich etwa, Wirgs´ Darstellung eines Fehltritts von Tucholskys geliebtem Lottchen.

Die „soziologische Psychologie der Löcher“ des großen Satirikers beendete einen Abend mit zwei ganz gegensätzlichen aber gleichwohl äußerst reizvollen Kulturveranstaltungen.

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