Travestie Hameln
Travestie Hameln
Sonntag, 13. Februar 2011
„Du weißt doch bestimmt, dass ich keine Frau bin“, klärt Luise, die Ur-Mutter von „Zauber der Travestie“ den jüngsten Besucher der Show, den 12-jährigen Noel, auf. „Klar“, ruft der selbstbewusst zurück. „Denkste, mein Schlaumeier“, kommt Luises Antwort, „ich bin kein Mann, ich bin ein Fräulein“. Einer von zahllosen Brüllern, die die 300 Zuschauer der Show „Zauber der Travestie“ im Weserberglandzentrum bejubelten.
Wie in den Vorjahren hatte der Hannoveraner Lutz Kaus-Hogen als „Fräulein Luise“ wieder eine Handvoll schriller Gaststars in seinen „Transen-Stadl“ verpflichten können.
Die verwandelten sich gut zwei Stunden vor Showbeginn in den Katakomben des Weserberglandzentrums von Herren in Damen. „Sicherheit ist beim Schminken das A und O“, erklärt Diego von der Olivia-Revue und demonstriert mit wenigen Handgriffen den Unterschied des Lidstrichs Typ „Banane“ mit dem von Mireille Mathieu und Madonna. Der Effekt verblüfft ebenso wie seine perfekte Madonna-Parodie, die das Publikum wenig später bejubelt. Eine begeisternde Synthese von Maske, Choreografie und Kostüm.
„Leslie Anderson“ aus Köln dagegen setzt ganz auf frauliche Eleganz und gewandten Wortwitz. Sicher, auch in ihrer Conference gibt´s reichlich Anzüglichkeiten und Frivoles, doch der allzu derbe Griff unter die Gürtellinie ist ihre Sache nicht.
Den beherrscht dagegen „Die Tante aus Alicante“, das spanische Multitalent Denise Zambara. Derb, deftig, schlüpfig. Bei ihrem massiven Körpereinsatz taute das anfangs reichlich reservierte Hamelner Publikum endgültig auf, kreischten Mutter und, Tochter mit Omis und besten Freundinnen um die Wette. Selbst schuld, wenn man sich da als Mann in die erste Reihe verirrt. Dann wird man wie Kai Wendland als Opfer auf die Bühne verschleppt und in allerlei schlüpfrige Peinlichkeiten verwickelt. Doch Schadenfreude ist die schönste aller Freuden und so war auch dem 28-Jährigen ein tosender Applaus sicher.
Neben artistischen Highlight wärmte auch bewährtes Liedgut der 50-Plus-Generation die Herzen: Abba, Heidi und Heino, aber auch „Tea for Two“. Nicht erst bei Luises „Reeperbahn-Medley“ brachen die Mitklatschdämme, schon beim „Kufstein-Lied“ ließen sich die Hamelner zum Mitschunkeln verführen.
Es scheint, dass die Travestie ihren Zauber vor allem beim weiblichen Publikum entfaltet. Hamelnerinnen aller Alterklassen waren entzückt ob dieses „Cage aux folles“, und eine gestand sogar neidlos, dass sie „das mit dem Make-up im Leben nicht so toll hinkriegen“ würde. Ob sie ihrem daheim gebliebenen Ehemann allerdings einen aktiven Ausflug in die Welt der Travestie erlauben würde, da war sich die Dame nicht so sicher. Wie auch immer, für sie stand fest: „Auf jeden Fall bin ich im nächsten Jahr wieder dabei.“